NDR Elbphilharmonie Orchester
Freitag, 05. April 2024, 20:00 bis
22:30 Uhr
"Weil die gegenwärtige Weltlage geistig gesehen Schwäche ist, flüchte ich zur Stärke und schreibe kraftvolle Musik" erklärt Anton Bruckner 1874 während der Entstehung seiner vierten Sinfonie.
Die Romantische
Als einzige seiner neun Sinfonien hat Anton Bruckner die Vierte mit dem charakterisierenden Beinamen "Die Romantische" versehen: Der gleichermaßen bekenntnishafte wie auslegungsoffene Titel weckt dabei vielfältige Assoziationen. Heute gilt ein "Romantiker" als besonders gefühlsbetonter, schwärmerischer, für pittoreske Stimmungen empfänglicher Mensch. Ein Charaktertyp, dem der sonderbare Einzelgänger Bruckner mit seinem vielfach bezeugten "Zählzwang", seinen kauzigen Angewohnheiten und seinem unbeholfenen, "rustikalen" Auftreten zunächst kaum zu entsprechen scheint.
Symbol für Natur und Jagd
Im 19. Jahrhundert besann man sich wieder zurück auf die Natur, suchte die Nähe der Landbevölkerung und idealisierte die Welt der Märchen und Sagen. So konnte man der Realität des Industriezeitalters träumerisch entfliehen. Durch seine Kenntnis der Werke Schuberts, Webers, Berlioz' und vor allem Wagners wurde Bruckner zweifellos von der romantischen Musiksprache geprägt. Doch was macht Bruckners Vierte so romantisch? So wie bereits in Schuberts großer C-Dur Sinfonie - ein erster Mount Everest der romantischen Sinfonik - steht auch in Bruckners Vierter das Horn als Symbol für Natur und Jagd. Das berühmte Hornmotiv, mit dem Bruckners Vierte beginnt, zieht sich mit seinem charakteristischen Quintfall und punktierten Rhythmus durch die gesamte Sinfonie.
Glaube, Hoffnung, Liebe
Wie Anton Bruckner war auch Olivier Messiaen ein unerschütterlicher Katholik. Während seiner mehr als 60-jährigen Organistentätigkeit an der Pariser Kirche Sainte-Trinité schrieb der Franzose unzählige Orgelwerke für den Gottesdienst. 1936 heiratete Messiaen 28-jährig die zwei Jahre ältere Violinvirtuosin und Komponistin Claire Delbos. Der gemeinsame Sohn Pascal wurde ein Jahr später geboren. Doch das familiäre Glück dauerte nicht lange. Claire Delbos erkrankte schwer, litt nach mehreren Operationen gegen Kriegsende an Gedächtnisverlust, musste in ein Sanatorium eingeliefert werden und starb dort 1959. Zu den Werken, die Messiaen für sie komponierte, gehören auch die "Poèmes pour Mi" - "Mi" war der Kosename Claires und ist in den romanischen Ländern die Bezeichnung für den Ton "e", die höchste leere Saite auf der Geige.
Weltstar in Hamburg
Seit rund vier Jahrzehnten gehört Renée Fleming zu den weltweit gefragten Sopranistinnen und sorgt nicht nur mit ihren legendären Mozart- und Strauss-Interpretationen für Aufsehen. Doch ihre Auftritte auf deutschen Bühnen sind rar und heiß ersehnt. Dank der guten Beziehungen zu Chefdirigent Alan Gilbert ist die mehrfache Grammy-Preisträgerin im Herbst 2021 zu mehreren Auftritten mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester nach Hamburg gekommen.
Eine Sendung von Stephan Sturm.