Mensch mit Turnschuhen steht vor einer roten Linie dahinter der Schriftzug "2025" © picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer Foto: Michael Bihlmayer
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AUDIO: NachGedacht: Lassen Sie das doch! Mehr Neujahr, weniger Vorsätze (4 Min)

Nachgedacht: Lassen Sie das doch! Vorsätze und Neujahrsrelativität

Stand: 03.01.2025 06:00 Uhr

Alljährlich Anfang Januar droht die Rückkehr des Albs aus der Zeitschleife: gute Vorsätze. Lena Bodewein ist in ihrer Kolumne dagegen.

von Lena Bodewein

Lassen Sie das doch! Gute Vorsätze sind nichts als Stress. Warum wollen Sie sich ausgerechnet jetzt, aus der schönsten Feierlaune heraus, den Januar versauen? Nur weil es jeder macht, müssen Sie doch nicht mit den anderen Lemmingen in die Muckibude rennen, den Sekt durch Kombucha ersetzen und das böse, böse Weißmehl entsorgen. Ein Jahr lang jeden Tag Sport! Einen Monat lang kein Alkohol! Dieses Jahr aber wirklich! Wozu diesen Druck aufbauen?

Wenn Sie dann nach zehn Tagen mal einknicken, sind Sie umso frustrierter. Machen Sie sich frei von guten Vorsätzen. Sie haben es in der Hand, jeden Tag ein Neujahr zu feiern und Ihr Leben genau jetzt zu verbessern. Oder jetzt. Oder jetzt. Dazu brauchen Sie keinen 1. Januar! Denn das ist doch alles relativ und nichts als ein gedankliches Konzept, zu welchem Zeitpunkt ein Jahr beginnt - wie wäre sonst zu erklären, dass zwei wenig voneinander entfernte Inselgruppen im Pazifik einen Tag auseinanderliegen? Wenn Amerikanisch Samoa noch aufs neue Jahr anstößt, sind im 220 km entfernten unabhängigen Samoa am 2. Januar schon die ersten Neujahrsvorsätze gescheitert.

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Nix als theoretische Konstrukte

Das existiert ja alles nur in unseren Köpfen und ist auf Karten gepinselt, Zeitzone, Datumsgrenzen, Jahresbeginne, nix als theoretische Konstrukte! Ihrem Körper und Geist ist es doch völlig egal, ob Sie ihnen ab dem 1. Januar oder sonst wann etwas Gutes tun. Aber wenn Sie unbedingt ein Neujahr brauchen, um mit dem Rauchen aufzuhören, keine Zucker mehr zu essen und viel mehr Kulturradio zu hören, dann haben wir für Sie einige andere zur Auswahl.

Da wäre zunächst mal das Chinesische Neujahr - am 29. Januar beginnt das Jahr der Schlange mit viel Pomp, ewig wiederholten Liedern, Tanzkunst und spektakulären Kostümen. Dafür reist nicht nur ganz China hektisch im wunderbarsten Zugchaos zu den Feierlichkeiten mit der Familie zurück. Zwei Monate später begehen die Hindus auf Bali Nyepi, ihr Neujahr, mit einem Tag völliger Stille und - idealerweise - innerer Einkehr, oft genug warten die Menschen jedoch nur nervös auf den Zeitpunkt, an dem sie wieder zum Mobiltelefon greifen dürfen. Mit viel Party und Wasserschlachten feiern die Thailänder ab dem 13. April drei Tage lang ihr Neujahr, Songkran. Davor wird noch Nouroz, das persische Neujahrsfest, begangen, und zwar zur Tag- und Nachtgleiche im März, während die Muslime ihr Neujahr am 1. Tag des islamischen Mondkalenders feiern. Das ist in diesem Jahr am 27. Juni. Und ein weiteres Neujahrsfest gibt es am 23./24. September mit dem jüdischen Rosch Haschana. Das sind noch längst nicht alle, aber damit sollten Sie schon mal genügend Gelegenheiten haben, ein Neujahr nach Ihrem Geschmack und für jeden einzelnen Ihrer guten Vorsätze zu finden.

Mein einziger Vorsatz: Den Hass nicht gewinnen zu lassen

Wer würde sich denn da an einen schäbigen 1.1. klammern? Ist unsere Welt nicht herrlich vielfältig? Können wir mal einen Moment lang feiern, wie viele Kulturen, Ideen, Religionen, Bräuche und Rituale sich finden? Und in den allermeisten Fällen wissen wir das auch zu würdigen, selbst wenn Extremisten jeglicher Couleur mit mörderischen Anschlägen von anderem künden.

Das ist mein einziger Vorsatz: den Hass nicht gewinnen zu lassen. Toleranz und Menschenfreundlichkeit zu üben. Und auch dafür brauche ich keinen 1.1., 0.00 Uhr. Das geht auch am 3. Januar um 10.26 Uhr. Und zu jedem anderen Neujahrsmoment sowieso.

Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie diese Kolumne geben die persönliche Sicht der Autorin / des Autors wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sie sich bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NachGedacht | 03.01.2025 | 10:20 Uhr

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