Nachgedacht: 2025 bringt viele Herausforderungen mit sich
Die Welt steht Kopf und vor vielen Herausforderungen. Zeit, mal in sich zu gehen und auf unsere Gefühle zu hören. Was sagen sie uns?
Zehn Tage ist das neue Jahr jung, in zehn Tagen wird in den USA ein neuer Präsident vereidigt, dann sitzt der donnernde Donald wieder im Weißen Haus und macht die Welt nervös. Schon jetzt wütet er kräftig mit seinen Ideen: Nato-Mitgliedsstaaten sollen richtig ran und erheblich mehr Geld für die Rüstung zahlen. Die Arktis-Insel Grönland will er sich unter den Nagel reißen, genauso wie den Panamakanal und womöglich Kanada. Alles Gedanken, die er in dieser Woche in Mar-a-Lago geäußert hat. Trump genießt das Scheinwerferlicht und die Menge eifriger Journalisten. Unter Palmen lässt sich gut reden, alles in einen Topf geworfen, kräftig geschüttelt kommen die Überraschungen, mit denen ein Mann die Welt neu sortieren möchte.
Doch, so besänftigte ein Kommentator die aufgeregte Medienlandschaft, eine Pressekonferenz ist nicht die Bibel. Trump könne einiges wollen, es gebe aber genügend Instanzen, die dafür grünes Licht geben müssten: US-amerikanischer Kongress, internationale Sicherheitskonferenzen, vertragliche Grundlagen. Also: Nicht alles lässt sich von heute auf morgen für null und nichtig erklären.
Jahreswechsel bringt unruhige und merkwürdige Zeiten
Es sind unruhige, merkwürdige Zeiten, und der Jahreswechsel hat keinen Wunderunterschied hervorgezaubert. In Österreich könnte ein Rechtspopulist Bundeskanzler werden. Deutschland steckt mitten im Wahlkampfgewitter. Da beunruhigt jede Nachricht, egal aus welcher Ecke sie kommt. Das wird so weitergehen in den nächsten Wochen. Das schnell gefertigte Meinungskarussell dreht sich in Turbogeschwindigkeit, Gedanken, Ideen werden assoziativ entfaltet, dem einen fällt das ein, dem anderen jenes.
Erinnert mich irgendwie an Fontanes Romane, insbesondere an den "Stechlin". "Causerie" heißt der literarische Fachbegriff für die endlosen Plaudereien über das Weltgeschehen, mal banal, mal garniert mit bewegenden Wendungen. Gespräche, Dialoge über vergangene Zeiten, über die Beharrlichkeit des Altbewährten, über die Ruhe des Sees, der kontinuierlich vom Zeitgeschehen berührt, in nervöse Zuckungen gerät. Das ist Literatur.
Was fühlen wir wirklich, wenn wir denken, erinnern, tasten, sehen?
"Alles darf reden", sagt Alexander Kluge, der mit dem Reden, dem Entwickeln von Gedanken gut vertraut ist, dafür 1979 auch mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet wurde. In seinen Filmen und Texten beobachtet Kluge, seziert die Erinnerung und prüft, welche Gefühle damit jeweils verknüpft sind. Daraus spinnt der Gefühlschronist den roten Faden für seine Kunst. Wahrheit, davon ist Kluge überzeugt, kann gefühlt werden. Menschen, so sein Appell, sollten wachsam mit ihren Gefühlen umgehen, sich abfragen: Was fühlen wir wirklich, wenn wir denken, erinnern, tasten, sehen?
Wenn Kluge sich einen Wunsch erfüllen dürfte, das verriet er jüngst dem Kunstmagazin "monopol", dann würde er Gefühle ausstellen wollen. Praktisch gesagt: ein "Bauhaus der Gefühle" konzipieren mit Bildern über das Lachen und Bildern über das Weinen. Gefühle machen das Leben authentisch. Denn so wollen wir doch leben: Nicht fremdbestimmt von Menschen, die alles besser zu wissen glauben, die laut brüllen, schnell daher plappern und sich sonnen in ihrer Macht. Wir wollen mitdenken, mitreden, mitbestimmen, mitfühlen.
Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie diese Kolumne geben die persönliche Sicht der Autorin wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sie sich bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.