St. Nikolai in Kiel
St. Nikolai besitzt vier Bronzeglocken, die sich im Zweiten Weltkrieg schon auf dem Hamburger Glockenfriedhof befanden und beinahe eingeschmolzen worden wären. Doch sie überdauerten die Kriegsjahre und wurden von einem engagierten Küster der Nikolaikirche persönlich von Hamburg nach Kiel zurückgebracht. Die älteste der vier (rund zwei Tonnen schwer, Schlagton cis) wurde 1722 von dem berühmten Lübecker Glockengießer Lorenz Strahlborn gegossen. Er nutzte dafür die "Betglocke" (erstmals 1519 urkundlich erwähnt), die er umgießen musste, da sie irreparabel beschädigt war (sie war 1720 volle 24 Stunden am Stück geschlagen worden, als die Stadt Kiel den Tod des populären Bürgermeisters Asmus Bremer betrauerte, damit aber zerstört worden). Die drei anderen Glocken wurden 1928 von der Gießerei Schilling aus Apolda gegossen.
St. Nikolai ist die Hauptkirche und das älteste erhaltene Gebäude Kiels. Der gotische Hallenbau entstand zur Mitte des 13. Jahrhunderts, rund 100 Jahre später wurde er nach Lübecker Vorbild umgebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche mit Maschinenziegeln verblendet.
Nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg begann ab 1950 der Wiederaufbau (Architekt: Gerhard Langmaack), geleitet vom Bemühen, das alte Mauerwerk zu erhalten und ansonsten auf eine Historisierung zu verzichten. Die Glockenzier des Künstlers Gerhard Schlie auf den drei Glocken von 1928 verrät den starken Einfluss Ernst Barlachs auf Schlie. Barlach schuf im Auftrag der Stadt Kiel den "Geistkämpfer". Die Großplastik befindet sich vor der Nikolaikirche.