Islamischer Religionsunterricht: Ein wichtiger Schritt zur Integration
Wie in den anderen Konfessionen auch, wird vielerorts ein islamischer Religionsunterricht angeboten. Kinder und Jugendliche lernen dabei die Vielfalt des Islams und anderer Religionen kennen.
Bereits 2003 startete das Land Niedersachsen mit dem Fach Islamischer Religionsunterricht an den allgemeinbildenden Schulen. Unterrichtet wird nach den Bestimmungen des Niedersächsischen Schulgesetztes. Zwar habe sich das Fach Islamische Religion gut etabliert. Dennoch gehe es immer noch viel zu langsam mit der Implementierung voran, betont Annett Abdel-Rahman, Islamwissenschaftlerin am Institut für islamische Theologie in Osnabrück: "Das liegt daran, dass wir zu wenige Studierende haben und dadurch auch ein Lehrkräftemangel im Bereich islamischer Religion, aber auch daran, dass die Einstellungspraxis im Moment ein bisschen kompliziert ist. Das bedeutet, dass manchmal Lehrkräfte nicht auf den ersten Blick ein Jobangebot erhalten. Und auf der anderen Seite gibt es immer noch Schulleitungen, die nicht wissen, dass es das Fach Islamische Religion gibt."
Großer Bedarf, aber zu wenig Lehrkräfte
Islamischer Religionsunterricht ist dem christlichen im Prinzip ähnlich - er ist bekenntnisorientiert, das heißt, der Unterricht behandelt Themen aus muslimischer Perspektive. In Niedersachsen unterrichten momentan ungefähr 30 Lehrkräfte an zirka 60 Schulen. Das ist viel zu wenig, sagt Annett Abdel-Rahman, denn der Bedarf sei wesentlich größer: "Es gibt Schulleitungen, die eine große Angst haben vor dem Fach und es nicht einführen möchten, weil sie zum Beispiel die Vorstellung haben, dass sie dann sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund an ihrer Schule haben oder vielleicht Religion dann eine größere Rolle spielt. Sie kennen vielleicht auch die islamische Religion nicht und haben vielleicht eine sehr eigenartige Vorstellung davon."
"Bismillah": Schulbuch mit viel Feingefühl
Bereits seit zwölf Jahren arbeiten verschiedene Schulen mit dem Buch "Bismillah - Wir entdecken den Islam" aus dem Westermann Schulbuchverlag. Auf 64 Seiten erklärt die Broschüre mit Lesegeschichten, bunten Bildern, Ratespielen und Gedichten die islamische Welt. Sie informiert über Gottesvorstellungen, Engel, über den Propheten Mohammed als Vorbild für Muslime und über den Koran. Auch theologisch wird darin mit sehr viel Feingefühl und Wissen gearbeitet. So wurde auf Prophetenbilder verzichtet, betont die Mitherausgeberin Annett Abdel-Rahman: "Wir haben uns dazu entschieden, dass wir zum Beispiel Gott nicht abbilden. In Bildergeschichten, in denen es um Mohammed geht, bilden wir auch Mohammed nicht ab, sondern wir haben die Bildergeschichten so gestaltet, dass man das Gefühl hat, als wäre Mohammed gerade da gewesen und zur Seite gegangen - oder er sei ein anderer Prophet, der gerade mit seinem Volk spricht. Wir haben ein Bild gestaltet, das viele Menschen zeigt, die mit jemandem sprechen, und der Prophet steht genau da, wo das Bild endet."
Spielerisch wird den Schülerinnen und Schülern beigebracht, die Zusammenhänge des Islam zu erschließen - mit Geschichten und Bildern, die Religion greifbar machen sollen.
Kinder lernen Vielfalt des Islams kennen
Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus vom Georg-Eckert-Institut für Schulbuchforschung in Braunschweig ist sich sicher, dass der islamische Unterricht ein wichtiger Schritt zur Integration für Grundschüler ist: "Dass man mitkriegt, dass auch der Islam unterschiedlich gelebt wird, dass es unterschiedliche Herkunft von Musliminnen und Muslimen auf der Welt gibt und dass es Menschen gibt, die den Islam auch unterschiedlich interpretieren und anwenden. Dass reflektiert wird, dass es auch noch andere Religionen gibt oder auch Nichtreligion gelebt wird, dass es also Menschen gibt die unterschiedliche Weltanschauungen haben und auch ohne Religion leben können."
In Schleswig-Holstein gibt es einen sogenannten islamkundlichen Unterricht in staatlicher Verantwortung. In Mecklenburg-Vorpommern wird bisher kein Islamischer Religionsunterricht angeboten. Niedersachsen ist - neben Nordrhein-Westfalen - Vorreiter: Dort hat sich der islamische Religionsunterricht längst etabliert. In Hamburg schlägt man jetzt einen anderen Weg ein: Als erstes Bundesland will man hier einen konfessionsübergreifenden interreligiösen Unterricht anbieten, an denen sich verschiedene Religionsgemeinschaften beteiligen.