Niedersachsen, Gifhorn: Baran (l.) und Hira spielen während der Eröffnung des christlich-muslimischen Kindergartens "Abrahams Kinder" an einem Tisch. © dpa-Bildfunk Foto: Hauke-Christian Dittrich
Niedersachsen, Gifhorn: Baran (l.) und Hira spielen während der Eröffnung des christlich-muslimischen Kindergartens "Abrahams Kinder" an einem Tisch. © dpa-Bildfunk Foto: Hauke-Christian Dittrich
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AUDIO: "Abrahams Kinder": Große Nachfrage bei christlich-muslimischer Kita (5 Min)

"Abrahams Kinder": Große Nachfrage bei christlich-muslimischer Kita

Stand: 19.05.2023 06:00 Uhr

Im niedersächsischen Gifhorn beginnt der Dialog der Religionen bereits im Sandkasten. Seit fünf Jahren werden in der 42.000-Einwohner-Stadt Muslime, Christen und Kinder ohne Konfession unter einem Dach gemeinsam betreut.

von Bita Schafi-Neya

Die Ein- bis Fünfjährigen begegnen in der Tagesstätte "Abrahams Kinder" den verschiedenen Kulturen und Religionen. Niedersachsens erste christlich-muslimische Trägerschaft ist so erfolgreich, dass sie nun vergrößert wird und ein weiteres Modell in Wolfsburg entstehen soll.

Kinder sollen andere Religionen besser verstehen

20 Kinder sitzen an kleinen Holztischen. Darauf liegen verschieden große Papierbögen: rosa, grün, blau und rot. Daneben Buntstifte, Scheren, Kleber - heute wird gemeinsam gebastelt. In einer anderen Ecke bauen Kinder aus Bauklötzen eine Moschee. Ein spielerischer Zugang, damit sie andere Religionen verstehen - das soll der Alltag der Kita sein, betont Pastoralreferent Martin Wrasmann: "Es geht um ganz grundsätzliche Fragen: Wie wird das Miteinander gestaltet? Wie können wir die Fragen nach Barmherzigkeit und Gerechtigkeit kindgemäß umsetzen? Wie sieht die Rede von Gott aus? Wie beten die einen, wie beten die anderen? Das heißt aber nicht, dass wir sie umschulen wollen, sondern eher der Frage nachgehen, wie die Kinder verstehen, warum der oder die andere so oder so glaubt. Dahinter steht immer wieder der Gedanke, dass Religion gesellschaftsversöhnend und versöhnungsstiftend sein kann. Das war eigentlich das Ziel, mit dem wir uns auf dem Weg gemacht haben."

Die Mädchen und Jungen kommen aus christlichen, muslimischen und konfessionslosen Familien. Die Kinder sollen nicht nur andere Religionen kennenlernen, sondern auch gemeinsam religiöse Feste feiern - wie Weihnachten, Ostern oder das Opfer- und Zuckerfest, erzählt Leiterin Linda Minkus: "Darüberhinaus feiern wir bei uns noch Erntedank. Das gibt es so im Islam nicht, aber diese Dankbarkeit und Barmherzigkeit ist ja auch ein Wert, der im Islam ganz großgeschrieben wird. Deswegen konnten wir uns gut darauf einigen. Das passt sehr gut zu unserem jetzigen Standort, weil wir so viele Obst- und Gemüsebäume haben, sodass die Kinder von März bis Oktober ernten können."

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Niedersachsen, Gifhorn: Linda Minkus (r.), Leiterin der Kita, und Ingetraut Steffenhagen, Mitarbeiterin, richten die Räume zur Eröffnung des neuen christlich-muslimischen Kindergarten "Abrahams Kinder" in Gifhorn ein. © dpa-Bildfunk Foto: Peter Steffen
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Kritik von der AfD an Zusammenarbeit mit islamischer Gemeinde

Die Träger des Projekts sind die katholische Pfarrei St. Altfrid, die evangelische Dachstiftung Diakonie und die türkisch-islamische Gemeinde zu Gifhorn. Es gab und gibt auch Kritik an der Zusammenarbeit mit der islamischen Gemeinde. Die AfD in Gifhorn zum Beispiel befürchtet, dass der "politische Islam" zu viel Einfluss nehmen könnte, meint Martin Wrasmann: "Im Grunde genommen haben wir durch unsere Art von Öffentlichkeitsarbeit, die sehr diskret verlaufen ist, viel Ruhe - das kann man schon sagen. Die AfD vor Ort, die aufgrund einer religionsgeschichtlichen Phase von Freikirchen eine gewisse Stärke hat, lässt keine Gelegenheit aus, in Stadtrats- und in Kreistagssitzungen immer wieder darauf rumzuhauen."

Drei-Religionen-Kita in Wolfsburg geplant

Zwei-Religionen-Kita - das gilt auch für das Personal. Sowohl christliche als auch muslimische Erzieherinnen betreuen die Kinder. Das pädagogische Konzept sieht auch vor, dass nach den gängigen Halal-Regeln gekocht wird. Auf Schweinefleisch wird beispielsweise verzichtet. Das Konzept ist aufgegangen. Demnächst soll eine Drei-Religionen-Kita in Wolfsburg eröffnet werden: "In Wolfsburg sind wir in der guten Situation, dass wir neben der Ditib auch das Islamische Zentrum mit an Bord haben und die liberale Jüdische Gemeinde, sodass es dort einen Kindergarten geben wird, der von mehreren Religionsgemeinschaften und drei Religionen geprägt sein wird. Wir sind in der Konzeptfrage relativ weit und in den Verhandlungen so weit, dass wir jederzeit vertraglich unterschreiben können. Uns fehlt ein Gebäude beziehungsweise ein Grundstück, was in Wolfsburg nicht ganz einfach ist", so Martin Wrasmann.

In Gifhorn ist die Nachfrage inzwischen so groß, dass der bisher einzügige Kindergarten nicht mehr ausreicht. Deshalb werden die Kinder spätestens im Sommer in ein neues Gebäude umziehen. Dann soll es gleich fünf Gruppen geben, darunter eine Krippengruppe für die ganz Kleinen.

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Die Kuppel des Felsendoms in Jerusalem © NDR

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Freitagsforum | 19.05.2023 | 15:20 Uhr

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