Ein Imam in der JA Hameln: Der Gefängnisseelsorger Mehmet Akif Dökmetas
Der Imam Mehmet Akif Dökmetas ist einer von neun muslimischen Gefängnisseelsorgern in Niedersachsen. Er gehört zu den ersten Absolventen des Islamkollegs Deutschland in Osnabrück.
In einigen Jahren sollen in deutschen Moscheen keine von der Türkei entsandte Imame mehr predigen. Stattdessen sollen künftig 100 Imame im Jahr in Deutschland ausgebildet werden. Auch in Zusammenarbeit mit dem Islamkolleg Deutschland in Osnabrück - ein ehrgeiziges Ziel. Im September vergangenen Jahres erhielten die ersten 18 Absolventen der Imamausbildung des Islamkollegs ihre Abschlusszertifikate - mit ungewissen Berufsaussichten. Einer von ihnen war der Mehmet Akif Dökmetas aus Hameln. Was hat sich inzwischen getan - ein gutes halbes Jahr nach Abschluss seiner Ausbildung?
Gefängnisseelsorge: "Zuhören, Sicherheit schaffen, Unwissenheit lösen"
Imam Mehmet Akif Dökmetas überquert einen großen Innenhof auf seinem Weg zum Büro für muslimische Seelsorge in der Jugendanstalt Hameln. Vorbei an Gebäuden mit vergitterten Fenstern. Der 36-jährige gebürtige Hamelner ist einer von neun muslimischen Gefängnisseelsorgern in Niedersachsen. Er gehört zu den ersten Absolventen des Islamkollegs Deutschland in Osnabrück. "Mein Vater hat mich immer motiviert, er war einer der ersten Religions- und Türkischlehrer im Landkreis Hameln. Ich war immer für Made-in-Germany-Imame und habe auch lange darauf gewartet."
Rund 400 Häftlinge sitzen zurzeit in Deutschlands größtem Jugendgefängnis, jeder vierte ist muslimischen Glaubens. Mehmet Akif Dökmetas bietet gemeinsam mit einem anderen Imam regelmäßig das Freitagsgebet an, er steht für Kriseninterventionen zur Verfügung und vor allem für Einzelgespräche: "Zuhören, für die Person da sein mit einem offenen Ohr, lernen, Sicherheit schaffen, Unwissenheit lösen", so der Imam.
Und oft auch, um gemeinsam zu beten. Der Vers aus der Sure Yasin gibt dem 24-jährigen Yusuf Trost und Hoffnung. Manchmal sucht der junge Mann Rat bei dem Imam. Als er etwa frisch verheiratet ins Gefängnis kam. "Das ist wie ein großer Bruder, wie eine Vaterfigur", erklärt Yusuf. "Wenn ich auch mal Fragen zum Islam habe, frage ich lieber jemandem, der das studiert hat, statt jemanden, der Halbwissen verbreitet. Er versteht mich mehr als die meisten Beamten hier."
Gut bezahlte Stellen nach wie vor rar
Die Nachfrage ist groß. Mehmet Akif Dökmetas arbeitet als Gefängnisseelsorger jeweils zehn Stunden als Honorarkraft in Hameln und in Uelzen. Zu wenig, um davon ohne Nebenjobs zu leben. Und der Imam würde auch gerne mehr machen: Gruppenangebote zum Beispiel mit dem evangelischen Seelsorger, wie interreligiöse Gebete. Doch dafür reicht die Zeit nicht aus. Vor kurzem hat das Land Niedersachsen die ersten Stellen für muslimische Gefängnisseelsorger ausgeschrieben. Eine davon in Hameln. Mehmet Akif Dökmetas hat sich darauf beworben. "Ich will mich ja weiter entwickeln. Das ist mein Ziel", sagt er.
Der junge Imam kann sich vorstellen, die Stelle mit seinem muslimischen Kollegen zu teilen. Sie seien ein gutes Team. Vorausgesetzt wird aber ein Master-Abschluss - Dökmetas hat nur einen Bachelor. Für David Lamers, als Pressesprecher der Jugendanstalt auch für die Seelsorge zuständig, ist das nur eine formale Hürde: "Aus meiner Sicht haben wir zwei sehr gute Seelsorger, die das ganz toll machen und eine ganz wertvolle Arbeit hier leisten. Aber das habe ich nicht zu entscheiden, ich drücke einfach die Daumen."
Ein gutes halbes Jahr nach Abschluss der Ausbildung am Osnabrücker Islamkolleg Deutschland geht es den meisten Absolventen ähnlich wie Mehmet Akif Dökmetas. Denn gut bezahlte Stellen, ob als Imam in einer Moschee oder in der Seelsorge, sind nach wie vor rar. In Niedersachsen wurden bereits zwei Teilzeitstellen für muslimische Gefängnisseelsorger in Vechta und Sehnde besetzt. Das Bewerbungsverfahren in Hameln ist noch nicht abgeschlossen. "Ich habe die Hoffnung nicht verloren - weitermachen, am Ball bleiben", so Dökmetas.