Ein Ramadan-Kalender © picture alliance / dpa Foto: Henning Kaiser
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Der Ramadan-Kalender: Mehr als ein "muslimischer Adventskalender"

Stand: 08.03.2024 06:00 Uhr

Die Vorbereitungen auf den Ramadan laufen auf Hochtouren. Er gehört zu den fünf Säulen des Islam. Für muslimische Kinder gibt es sogar Ramadan-Kalender, die an Adventskalender bei den Christen erinnern.

von Kadriye Acar

Vier Kinderhände wandern hin und her. Auf dem Tisch liegen viele kleine und weniger kleine Gegenstände und noch so viele Jutesäckchen, die befüllt werden müssen: Worum es geht, erklärt das ältere der beiden Kinder: "Ich bin Yusuf Zaid, ich mache den Ramadan." "Den Ramadan-Kalender", verbessert ihn seine Mutter. "Für wen ist der Kalender, Yusuf?" "Für uns."

Ramadan-Kalender: Nicht nur Süßes, sondern auch Hadithe

Ein Ramadan-Kalender? Ist das ein muslimischer Adventskalender? Kübra Ertugrul, die Mutter von Yusuf Zaid und Mohammed Bilal, erklärt: "Ein Ramadan-Kalender ähnelt optisch und von der Form her einem Adventskalender. Es ist ja so, dass unsere Kinder in Deutschland aufwachsen und mittendrin im Geschehen sind, wenn zum Beispiel Weihnachten ist. Weihnachten ist ganz schön und wir respektieren das, wie die anderen das feiern. Aber wir feiern kein Weihnachten und haben andere Feste, unter anderem Ramadan. Wir sind auch bald dran uns gegenseitig zu beschenken und schön zu dekorieren. Dass man das so mitteilen kann, ist wichtig, und das beabsichtige ich, wenn ich meine Kinder mit einem Ramadan-Kalender im Ramadan belohne."

Ein Ramadan-Kalender © Kadriye Acar/NDR
Voller Vorfreude, die Säckchen im Ramadan wieder auszupacken, basteln Yusuf Zaid und Mohammed Bilal mit am Ramadan-Kalender.

Für Kübra Ertugrul ist es wichtig zu betonen, dass es einen wesentlichen Unterschied zum Adventskalender gibt: "Ich fülle die Säckchen mit Kleinigkeiten, die meine Kinder auch mögen. Zum Beispiel Schokolade, Lollys, ein paar Naschereien, Stempel, Bastelzeug, Badeschaum, Badekugeln. Und ich habe für jedes Säckchen ein Hadith (Anm. d. Red.: Überlieferung des Propheten Mohammed) über Dankbarkeit, über Ramadan, über Sadaqa, also Spenden. Es ist mir wichtig, dass wir darüber sprechen, dass sie das verinnerlichen, wieso wir das überhaupt feiern."

Ramadan-Kalender als Ersatz für den Adventskalender

Der Ramadan-Kalender ist nicht typisch islamisch, beziehungsweise es gibt keine Entsprechung in der islamischen Welt. Das ist eine neue Entwicklung, damit muslimische Kinder, die in einem mehrheitlich christlich Land groß werden, nicht traurig sind, dass sie so etwas wie den Adventskalender nicht haben. So hat auch jede Familie ihre eigene Tradition. Manche Familien basteln die Kalender mit den Kindern zusammen, andere kaufen einen Ramadan-Kalender und überraschen die Kinder damit.

"Die Kinder werden durch den Ramadan geführt, bis zum Ramadan-Fest. Sie freuen sich, wenn die Eltern ihr Fasten brechen, dass sie dann ihren Kalender öffnen können und mit einer Dattel anfangen können oder Schokolade. Ganz oft sind da auch Hadithe drin oder Verse aus dem Koran. Jeden Abend kommt nochmal etwas dazu. Wir befüllen die Kalender nicht nur mit Süßigkeiten, sondern auch mit ganz vielen Dingen aus dem Koran, aus der Sunna", erklärt Hatice Kocak, sie ist die Vorstandsvorsitzende des Sozialdienstes muslimischer Frauen, kurz SmF, in Delmenhorst und gleichzeitig die stellvertretende Bundesvorsitzende. Neben vielfältigen Sozialprojekten, wie Jugend- oder Sozialarbeit, gibt es auch Mutter-Kind-Gruppen, in denen die Ramadan-Kalender gebastelt werden. Bei einigen Frauen sind Kinder, vor allem Kleinkinder dabei, bei anderen nicht.

Fünf Fragen und Antworten zum Ramadan

1. Was bedeutet Ramadan?
Ramadan leitet sich ab von dem arabischen Wort ramad, was so viel wie "Hitze" und "Trockenheit" des Bodens bedeutet. Neben der Erklärung, der Ramadan verbrenne die Sünden wie die Hitze den Boden, verweist das Wort auch auf das Gefühl von Durst während des Fastens. Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang sollen Muslime nicht essen, trinken, rauchen oder Sex haben. Mit einem Abendessen wird das Fasten täglich im Familien- oder Freundeskreis gebrochen (auf Arabisch: Iftar). In Deutschland ist der Ramadan auch ein Monat der interreligiösen Begegnungen beim Iftar.
2. Warum wird gefastet?
Das Fasten geht auf ein koranisches Gebot zurück und gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam, also zu den zentralen gottesdienstlichen Handlungen im Leben einer Muslimin oder eines Muslims. Es soll die Menschen gottesfürchtig machen, die Seele des Fastenden erfährt dadurch eine Reinigung und Läuterung.
3. Wer muss fasten?
Alle geistig gesunden Muslime, die die Pubertät erreicht haben und damit als mündig gelten. Es sei denn, sie gehen damit gesundheitliche Risiken ein. Reisende zum Beispiel oder Schwangere können die versäumten Fastentage später nachholen.
4. Können Nichtmuslime ihre fastenden Arbeitskollegen unterstützen?
An erster Stelle sollten Nichtmuslime respektieren, wie wichtig diese Zeit für gläubige Muslime ist. Sie können auch fastende Arbeitskollegen unterstützen, indem sie versuchen, sie körperlich weniger zu fordern oder ihnen beispielweise ermöglichen, ihre Arbeitszeiten während des Fastens flexibel zu gestalten.
5. Wie wird am Ende des Ramadan gefeiert?
Ramadan endet traditionell mit einem dreitägigen Fest. Auf Arabisch heißt es Id al-Fitr (Fest des Fastenbrechens), auf Türkisch Seker Bayrami (Zuckerfest). Muslime beginnen das Fest mit einem besonderen Gebet nach Sonnenaufgang. Danach feiern sie gemeinsam in der Familie und mit Freunden.

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