Das Konzert
Freitag, 07. April 2023, 11:00 bis
13:00 Uhr
Nicht nur die "Gläubige Seele", sondern auch die "Christliche Kirche" tritt singend in Erscheinung: In Gottfried Heinrich Stölzels Passionsoratorium "Die leidende und am Creutz sterbende Liebe Jesu" oder "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld". Anders als etwa Bach verwendete der Komponist nicht den dramatischen Text der biblischen Passionsgeschichte, sondern er verfasste eine eigene lyrische Reflexion. Dabei verkündet der Evangelist Botschaften in poetischer Sprache, und die Gläubige Seele kommentiert in Rezitativen und Arien, die auf vier Solostimmen verteilt sind. Die Christliche Kirche, verkörpert durch den Chor, singt die Choräle. Eine besondere Eindringlichkeit erhält der Text dadurch, dass der Evangelist das Präsens verwendet, die Handlung also für die Zuhörerinnen und Zuhörer ins Heute holt.
Auch Bach schätzte Stölzel
1720 wurde "Die leidende und am Creutz sterbende Liebe Jesu" in zwei Teilen am Gründonnerstag und Karfreitag in Gotha uraufgeführt, wo Stölzel im Vorjahr seine Lebensstellung als Hofkapellmeister angetreten hatte. Mindestens ein halbes Dutzend Aufführungen in weiteren deutschen Städten folgte, darunter auch eine unter Leitung von Johann Sebastian Bach in Leipzig, eine weitere mutmaßlich 1741 in Göttingen. Wie sehr Bach Stölzels Musik geschätzt hatte, zeigten erst Bibliotheksfunde aus jüngerer Zeit: Die Notenbibliothek des Thomaskantors umfasste nicht nur das Lied "Bist du bei mir", bis heute bekannt durch das Notenbüchlein für Anna Magdalena - Bach muss sogar einen gesamten Kantatenjahrgang seines Gothaer Kollegen besessen und auch aufgeführt haben.
Hochkarätige Besetzung
Für die erste Wiederaufführung von Stölzels Passion in der Leipziger Thomaskirche nach 285 Jahren zeichnete mit Hermann Max und seinen Ensembles "Die Rheinische Kantorei" und "Das kleine Konzert" ausgewiesene Experten für die Musik der Epoche verantwortlich.