Das Konzert
Donnerstag, 10. Oktober 2024, 20:00 bis
22:00 Uhr
Zwischen 1846, der Erfindung und Patentierung des Saxofons durch Adolphe Sax, und 1933, der Machtübernahme der Nationalsozialisten, erlebte das "neue" Holzblasinstrument einen Höhepunkt. Viele Komponisten dieser Zeit waren neugierig auf den Klang, der die imaginäre Lücke zwischen Oboe und Klarinette schließen sollte. Egal ob im symphonischen Werk, als Quartett oder Soloinstrument - das Saxofon fand seinen Weg in die klassische Musik. Aber nicht nur dort wurde für das Saxofon komponiert. Auch im Jazz wurde das Instrument recht schnell beliebt. Fast so sehr, dass es in Vergessenheit geriet, wofür der Erfinder das Saxofon eigentlich entworfen hatte: für die ernsthafte Konzertmusik.
Fateyevas Mission
Die Porträtkünstlerin des Schleswig-Holstein Musik Festivals Asya Fateyeva hatte es sich in diesem Sommer zur Mission gemacht, genau dieses Vorurteil zu widerlegen. Bei ihren 17 Konzerten in ganz Norddeutschland präsentierte sie fast die gesamte Bandbreite an klassischen Werken für Saxofon. Einzig bei ihrem Auftritt in der Rellinger Kirche erfüllte sie das Klischee und spielte eines ihrer "jazzigsten" Konzerte im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals.
Angesagte Musik
Dazu gehört auch das bedeutendste Werk des Komponisten Erwin Schulhoff. Seine "Hot-Sonate" war nicht nur in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts "hot" und angesagt. Auch heute noch lösen die jazzigen Rhythmen und Melodien Begeisterung aus. Ursprünglich für Saxofon und Klavier komponiert, spielte Asya Fateyeva das Werk zusammen mit einem Streichquartett rund um Florian Donderer, Yuko Hara, Emma Yoon und Joëlle Martinez.
Gemeinsames Album "Jonny"
Die MusikerInnen hatten sich schon 2020 für eine gemeinsame CD zusammengetan. Der Titel "Jonny" basiert auf den Namen des Hauptdarstellers aus Ernst Kreneks Oper "Jonny spielt auf". Dabei geht es um den schwarzen Jazzmusiker Jonny, der es auf eine Geige abgesehen hat, diese stiehlt, mit Geschick um eine Strafe herumkommt und in Richtung "Neue Welt" nach Amerika flüchtet. Der österreichische Komponist Krenek schuf damit eine typische Zeitoper, die nicht nur gesellschaftliche Themen aufgriff, sondern natürlich auch damals "aktuelle" musikalische Strömungen aufgriff. Asya Fateyeva und ihre Gäste spielten beim Konzert in der Rellinger Kirche ausgewählte Ausschnitte der Oper in kammermusikalischen Arrangements von Thomas Böttger.
Einzige Ausnahme des Abends
Wesentlich spätromantischer wurde es beim Quintett für Altsaxofon und Streichquartett von Adolf Busch. Was für Brahms die Klarinette war, war für Busch das Saxofon. Seine Art, das Holzblasinstrument in seine Kompositionen zu integrieren, war für die damalige Zeit einzigartig. Da es weniger Jazz-Elemente enthält, sticht es im Programm von Asya Fateyeva an diesem Abend fast heraus. Tanzbare Salonmusik und ernste Konzertmusik, die Saxofonistin Asya Fateyeva konnte bei ihrem Konzert beweisen, das beides mit ihrem Instrument möglich ist.