Das Konzert
Freitag, 29. März 2024, 11:00 bis
13:00 Uhr
Am Karfreitag des Jahres 1731 wurde in Leipzig der "Text zur Paßions-Music nach dem Evangelisten Marco" aufgeführt. Ob es sich dabei um ein geistliches Pasticcio oder um eine Originalkomposition des Thomaskantors Johann Sebastian Bach gehandelt hat, ist bis heute nicht geklärt. Zweierlei steht aber fest: dass Christian Friedrich Henrici, besser bekannt als Picander, den Text geliefert hatte, und dass die Musik spurlos verschwunden ist.
Mut zur Neuschöpfung
Oder besser: verschwunden war - bis nämlich der Komponist und Dirigent Nikolaus Matthes auf die Idee kam, gewissermaßen auf der "Überholspur" an sämtlichen bisherigen Rekonstruktionsversuchen der Wissenschaft vorbeizuziehen und das, was nicht mehr vorhanden war, kurzerhand neu zu komponieren. Der 1981 geborene Schweizer hat im Stil des Barock und mit geschickt platzierten Zitaten den ehrwürdigen Picander-Text benutzt, um ein Oratorium zu schaffen, von dem man sagen kann: "et re-incarnatus est ...". Hier bietet sich also ein Vergleich mit der Bach'schen Lukaspassion an, die am Karfreitagabend auf NDR Kultur erklingt und die in Form eines Pasticcios rekonstruiert wurde.
Den Musiker*innen auf den Leib komponiert
Rund 60 Mitwirkende haben während der Passionszeit des Jahres 2023 - exakt 300 Jahre nach Bachs Leipziger Amtsübernahme - die Markuspassion aus der Taufe gehoben. Auf die Premiere in Zürich folgten weitere Aufführungen in Luzern und Basel. Die Partie des Evangelisten teilten sich dabei die Tenöre Daniel Johannsen und Georg Poplutz; die Christusworte sang der Bariton Daniel Pérez; die Sopranistin Maya Boog und die Altistin Annekathrin Laabs konnten für die Arien gewonnen werden.
Insgesamt wurde das Ensemble sorgfältig aus Spezialist*innen zusammengefügt, die sowohl in der historischen als auch in der modernen Aufführungspraxis bewandert sind. Praktisch alle instrumentalen und vokalen Solopartien hat Nikolaus Matthes ausdrücklich für die Musiker*innen geschrieben, die an der Uraufführung beteiligt waren. In der Sendung ist aus Zeitgründen ein Ausschnitt aus der insgesamt etwa 160-minütigen Passion zu hören.