Das Konzert
Montag, 01. April 2024, 11:00 bis
13:00 Uhr
"Es war ein Prozess des tiefen Eintauchens", sagt Caroline Shaw über ihr Klavierkonzert "Watermark", "intuitives Zuhören, ein wenig Partiturstudium, aber vor allem das Hören verschiedener Aufnahmen, das Erkennen bestimmter harmonischer Verschiebungen und Details der Orchestrierung." Die Anregung zu diesem Werk kam von dem Pianisten Jonathan Biss. Er hatte 2015 fünf Komponist*innen gebeten, sich mit den fünf Klavierkonzerten von Beethoven auseinanderzusetzen und ihre musikalischen Antworten darauf zu geben. Caroline Shaw nahm das dritte Klavierkonzert, das sie sehr liebt, und filterte Elemente daraus: aus der Form, der Besetzung, der Textur, der Klangfarbe der Harmonik. Und immer wieder gibt es auch kurze direkte Zitate: "überall versteckte kleine Ostereier."
"A Caged Bird"
Als schwarze Frau musste Florence Price, 1887 in den amerikanischen Südstaaten geboren, sich immer wie ein Vogel aus dem Käfig befreien: von Vorurteilen, ihrer Ehe, den Folgen der Rassentrennung. Dennoch schuf sie über 300 Werke, die seit den 1930er Jahren auch von den großen Sinfonieorchestern ihres Landes aufgeführt wurden. "Dances in the Canebrakes" war ursprünglich ein Klavierstück, das Prices Kollege, William Grant Still, nach deren Tod orchestrierte. Die dreiteilige Tanzsuite spiegelt die Traditionen des Theaters und des Ballsaals wider.
"The Unanswered Question"
Charles Ives war ein Altersgenosse von Florence Price, aber in einer völlig anderen musikalischen Welt zuhause. Seine Kompositionen waren so kompromisslos und experimentierfreudig, dass das zeitgenössische Publikum wenig damit anfangen konnte. Erst posthum erkannte man Ives als einen der wichtigsten amerikanischen Komponisten an. Zu seinen bekanntesten Werken gehört "The Unanswered Question", ein kurzes Orchesterwerk, in dem die Solotrompete die "ewige Frage nach der Existenz" stellt, während die Holzbläser nach Antworten suchen und die Streicher das große Schweigen repräsentieren.
Brückenschlag zwischen Amerika und Europa
Der Texaner Garrett Keast sieht sich als "Brückenbauer zwischen Amerika und Europa". Er dirigiert mit Vorliebe Werke von amerikanischen Komponisten oder von Europäern, die in die USA emigriert sind - wie Kurt Weill. Dessen zweite Sinfonie entstand kurz nach seiner Flucht aus Nazi-Deutschland und wurde von Bruno Walter in Amsterdam uraufgeführt Der zweite Satz, ein Trauermarsch, reflektiert die politischen und privaten Umbrüche in Weills Leben, aber das Stück endet positiv und vorwärtsgewandt.