Selbstporträt des Künstlers Vincent van Gogh © picture alliance / ZUMAPRESS.com Foto: Cristian Leyva
Selbstporträt des Künstlers Vincent van Gogh © picture alliance / ZUMAPRESS.com Foto: Cristian Leyva
Selbstporträt des Künstlers Vincent van Gogh © picture alliance / ZUMAPRESS.com Foto: Cristian Leyva
AUDIO: Die ganze Sendung: "Van Gogh in Me" mit Peter Dijkstra (56 Min)

Chormusik bringt Werke Van Goghs und Klimt zum Klingen

Stand: 04.07.2024 16:29 Uhr

Das Projekt "Van Gogh in Me" versammelt Werke von Gustav Klimt, Vincent van Gogh, Gustav und Alma Mahler, Claude Debussy und anderen - und stellt so Bezüge her zwischen musikalischen Kompositionen und den Schöpfungen der bildenden Kunst.

von Jacqueline Moschkau

Van Gogh malte in ausdrucksstarken Bildern die Natur seiner holländischen Heimat ebenso wie die Kornfelder Südfrankreichs - und lässt dabei sichtbar werden, was dieses Außen in seinem Inneren zum Klingen bringt. Zum Klingen bringt auch Camille Saint-Saëns die Blumen und die Bäume in "Les fleurs et les arbres". Das Lied erzählt von der Natur und der Kunst als Trostspender. "O ewige Natur, du scheinst noch viel schöner inmitten des Schmerzes" und "Lindere unser Leid" heißt es darin. Und weiter: "Die Kunst überwältigt uns, ihr Licht erhellt das Lachen und die Tränen." So könnte es auch für Vincent Van Gogh gewesen sein: die Natur und die Kunst als Trostspender. Wie dieses sind viele Lieder des Programms "Van Gogh in Me" bildhafte Texte, sinnlich und emotional - aber auch passend zu den Gemälden.

Peter Dijkstra im Porträt  Foto: Astrid Ackermann
AUDIO: Nederlands Kamerkoor: "Les fleurs et les arbres" von Camille Saint-Saëns (2 Min)

Die Sichtbarwerdung von Emotionen

Der Schauspieler Willem Dafoe sitzt als Maler Vincent van Gogh vor einer Leinwand im Film "Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit" © picture alliance/dpa
Van Goghs Werke reflektieren nicht nur seine persönlichen Kämpfe und Gefühle, sondern auch die gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen seiner Zeit.

"Van Gogh in Me" ist ein Projekt des Nederlands Kamerkoor (Niederländischen Kammerchores), das zusammen mit dem Dirigenten Peter Dijkstra entstanden ist. Das Projekt verbindet den Post-Impressionisten Vincent van Gogh und den Jugendstil-Künstler Gustav Klimt mit Komponist*innen, die ebenfalls um 1900 tätig waren - einer Epoche geprägt von neuen künstlerischen Techniken und Stilen, mit einem wachsenden Interesse an individuellem und emotionalem Ausdruck.

Ursprünglich war "Van Gogh in Me" als musikalisches Rahmenprogramm für eine Ausstellung im Van Gogh Museum Amsterdam gedacht. Peter Dijkstra entwickelte die Konzertidee zusammen mit dem Nederlands Kamerkoor weiter. Bei Aufführungen des Projekts sind die Gemälde im abgedunkelten Konzertsaal als Projektionen zu sehen. So will Peter Dijkstra es dem Publikum ermöglichen, über die Musik der Künstlerfigur nachzuspüren.

Van Goghs Kunst taucht tief in Gefühle ein

"Zu den Gemälden van Goghs haben wir Musik von Camille Saint-Saëns und Claude Debussy ausgewählt, die in bildhaften Texten Naturbeschreibungen mit menschlichen Emotionen verbinden", sagt Dijkstra. Man könne dies auch in der Figur Van Gogh wiedererkennen, meint Dijkstra - "dass er ein Gefühlsmensch war, der in seiner Kunst versucht hat, sehr tief in sein Leid und alle seine Empfindungen einzutauchen und so seine Innenwelt in seiner Malerei zu zeigen." Leid und Hoffnung, Verzweiflung und Zuversicht spielen auch bei Debussy eine große Rolle: In "Yver, vour n’etes qu’un villain" (Nummer drei seiner "Trois Chansons de Charles d’Orléans") hat er den Winter als "Bösewicht" beschrieben und bildhaft in Töne umgesetzt.

Peter Dijkstra im Porträt  Foto: Astrid Ackermann
AUDIO: Nederlands Kamerkoor: "Trois chansons de Charles d'Orléans" (Nr. 3) von Claude Debussy (6 Min)

Eine neue Perspektive

Alles andere als düster beschreibt Friedrich Rückert, wie mit dem Licht der Hoffnung, das im Traum erscheint, die Dunkelheit vertrieben werden kann. Vertont wurde Rückerts Text von Richards Strauss in "Traumlicht". "Für viele dieser Künstler, Gustav Mahler, aber sicherlich auch Klimt und Schönberg war die Kunst eigentlich die neue Religion." erklärt Dirigent Peter Dijkstra. Man habe versucht, durch die Kunst eine andere, eine bessere Welt abzubilden und Trost zu spenden. "Die Kunst war zum einen Mittel, um Gefühle zu äußern, zum anderen aber auch die Möglichkeit, den Menschen etwas anderes aufzuzeigen, eine neue Perspektive zum Beispiel."

Peter Dijkstra im Porträt  Foto: Astrid Ackermann
AUDIO: Nederlands Kamerkoor: "Traumlicht" von Richard Strauss (5 Min)

Sehen, was das Publikum fühlt

Auf interaktive Weise kommt die Projektidee hinter "Van Gogh in Me" vor allem in den Live-Aufführungen zum Tragen. Für die Konzerte arbeitet der Niederländische Kammerchor mit einer italienischen Firma zusammen, die ein Visualisierungskonzept zur Musik entwickelt hat: Die Emotionen, die im Moment der Aufführung entstehen, werden in Bilder übersetzt. "

Auf mich ist eine Kamera gerichtet, die meine Bewegungen analysiert", erklärt der Dirigent, "und bei den Sängerinnen und Sängern werden Herzschlag, Blutdruck gemessen." Auch auf das Publikum ist eine Kamera gerichtet und aus den so gemessenen Emotionen werden Bilder generiert, die während des Konzerts live projiziert werden.

Die ganze Chormusik-Sendung zu Vincent van Gogh von Chantal Nastasi können Sie nachhören.

Peter Dijkstra im Porträt  Foto: Astrid Ackermann
AUDIO: Chormusik (56 Min)
Weitere Informationen
Das NDR Vokalensemble © NDR/Marius Engels Foto: Marius Engels

Chormusik

In der Sendung präsentieren wir Singen auf höchstem Niveau. Chormusik aus allen Jahrhunderten, aus allen Ländern und Zeiten und Chöre aus aller Welt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Chormusik | 09.06.2024 | 17:00 Uhr

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