Die Schnitger-Orgel in Grasberg
Arp Schnitger war der bedeutendste Orgelbauer der Barockzeit in Nordeuropa. Er starb vor 300 Jahren und hinterließ einen großen Bestand an originalen Instrumenten. Die nachhaltige Bauweise und der faszinierende Klang seiner Instrumente wurden zum Vorbild für die Orgelästhetik im 20. Jahrhundert. Kein anderer Orgelbauer der Vergangenheit hat einen so großen Einfluss ausgeübt wie er.
Unweit von Bremen gibt es eine Schnitger-Orgel, die einst in Hamburg stand und auf der einige der berühmtesten Organisten aller Zeiten gespielt haben dürften, darunter neben Johann Adam Reinken und Dietrich Buxtehude auch Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach.
Am 1. Januar 1693 schlossen die Verwalter des Hamburger Waisenhauses mit Arp Schnitger den Kontrakt zum Neubau einer Orgel, die 21 Stimmen enthalten und 650 Reichsthaler kosten sollte. In der Nähe des heutigen Rödingsmarkts stand sie fast hundert Jahre in einem langgestreckten Gebäude mit Blick auf den Hafen. 1785 musste das Waisenhaus wegen Baufälligkeit geschlossen werden, und der Stader Orgelbauer Georg Wilhelm Wilhelmi kaufte das Instrument günstig auf. 1788 bot sich ihm die Gelegenheit, es gewinnbringend an die Gemeinde der neuen Grasberger Kirche zu verkaufen, wo er es den örtlichen Gegebenheiten anpasste.
Vom Hamburger Hafen ins Teufelsmoor
Die Orgel zog in eine recht unwirtliche Gegend um: in eine Moorlandschaft östlich von Bremen, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gerade erst besiedelt wurde. 1771 hatte der Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, der als Georg III. auf dem englischen Königsthron saß, Jürgen Christian Findorff zum "Moorcommissar" ernannt und mit der Besiedelung beauftragt, die unter unvorstellbaren Mühen und Entbehrungen erfolgte. Erste Siedlungen entstanden, und in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts ließ Findorff auf einer grünen Erhebung, dem sogenannten Grasberg, eine Kirche errichten. Hier blieb eine der schönsten Hamburger Orgeln der Nachwelt erhalten, die die arme Gemeinde "gebraucht" hatte erwerben können.