Mütter. Ein Hörspiel-Special
Die ausgewählten Geschichten in unserem Hörspiel-Special handeln von der Bewältigung sehr unterschiedlicher Probleme. Ein Thema eint sie: die Überwindung innerer und äußerer Entfernung zur leiblichen Mutter.
In Irmgard Keuns Debut "Gilgi - eine von uns" und dem Krimi "A Quick Killing in the City" sind zwei Töchter auf der Suche nach ihren leiblichen Müttern. Die eine hofft auf finanzielle Unterstützung, um einem lieben Menschen helfen zu können. Die andere wünscht sich, durch die Begegnung sich selbst und ihr Leben besser zu verstehen, zögert ein Kennenlernen aber aus Angst heraus. Das Ganze eskaliert, als sich ihre Freundin dann heimlich der leiblichen Mutter als Tochter vorstellt.
"John Walker schreibt seiner Mutter" im dritten Hörspiel aus der Todeszelle. Er erfindet in seinen Briefen an sie ein gutes Leben, einen "guten Sohn", um sie zufrieden zu stellen. Sein Antrieb speist sich aus Schuld- und Verantwortungsgefühl. Durch das Schreiben bekommt er eine Bindung zu seiner Mutter, die im wirklichen Leben gar nicht existiert, und findet dadurch - tragischer Weise zu spät - neuen Lebensmut.
"Gilgi - eine von uns"
Hörspiel nach dem Roman von Irmgard Keun
Die Stenotypistin "Gilgi" hat mit ihren fünfundzwanzig Jahren ihr Leben im Griff. Sie lernt Sprachen, sie spart Geld, sie wird einmal eine kleine Modeboutique haben und selbstständig sein. Aber Gilgi hat die Rechnung ohne das Leben gemacht. Als sie dem Bohemien Martin begegnet und noch dazu erfährt, dass ihre Mutter nicht ihre leibliche Mutter ist, gerät ihre Planung durcheinander. "Gilgi", Irmgard Keuns erster Roman, erschien 1931 und wurde sofort ein Bestseller. Gilgi verkörperte den Wunschtraum vieler kleiner Angestellter, frei, unabhängig und selbstbewusst zu sein. Doch diese Tonlage passte den neuen Machthabern nicht, und so wurde das Buch beschlagnahmt und Irmgard Keuns gerade erst begonnene Schriftstellerkarriere abrupt beendet.
"A Quick Killing in the City"
Kriminalhörspiel von Ed Thomason
Nach langer Suche findet Joanne, die mit ihrer Adoptivmutter in London einen Friseursalon betreibt, Name und Adresse ihrer leiblichen Mutter heraus. Penny, die sie vor zwanzig Jahren notgedrungen als sechs Wochen altes Baby weggegeben hat, lenkt inzwischen erfolgreich die Börsengeschäfte einer bedeutenden Handelsbank und leistet sich am Wochenende einen Liebhaber. Joanne beobachtet Penny zusammen mit ihrer Freundin Sheila, die in Abbruchhäusern und auf der Straße lebt, will sich ihr aber nicht zu erkennen geben. Da beschließt Sheila, Penny anzurufen und sich ihr als die wahre Tochter zu nähern... Die Welt des Big Business bestimmt Missverständnisse, Lügen, Intrigen und unkontrollierte Brutalität. Im Aktienrausch geht jedes Maß verloren.
"John Walker schreibt seiner Mutter"
Kriminalhörspiel von Gerhart Herrmann Mostar
John Walker hat sein Glück in New York gesucht. Seine alte Mutter freut sich über seine Briefe aus der Ferne. Als die plötzlich ausbleiben, verspricht ihr der fürsorgliche Briefträger, sich auf die Suche nach John zu machen. Aus der Presse erfährt er, dass der Sohn, verurteilt wegen Mordes, auf seine Hinrichtung wartet. Der Postbote besucht den Todeskandidaten und bringt ihn dazu, Briefe "auf Vorrat" an seine Mutter zu verfassen. Denn die soll von seiner Tat nichts erfahren. Und so erfindet John Walker für sie das erfolgreiche Leben, das er sich eigentlich in New York erhofft hatte.