Niederdeutsches Hörspiel: Zonser Darstellerpreis für Rolf Petersen
Der Bühnenleiter, Regisseur und Schauspieler erhielt den mit 2.000 Euro dotierten Preis für seine Rolle im Hörspiel "De Kawentsmann". Die Produktion von NDR und Radio Bremen war schon im vergangenen Jahr als bestes Hörspiel ausgezeichnet worden.
Ein Kawentsmann - das ist laut Duden jemand, der mit seiner Größe beeindruckt. Auf Hinnerk Ehlers aus dem Hörspiel "De Kawentsmann" trifft das zweifelsohne zu: Ein 2,03 Meter großer Hüne, der sich als Wilddieb und Alleinunterhalter durchschlägt. Sein Sprecher Rolf Petersen muss da lachen, "wenn man mi so sütt, bin ik jo nich graad een Kawentsmann", sagt er. Trotzdem verleiht der 1,65 Meter große Sprecher der Figur seine Stimme - und das preiswürdig gut.
Mehr als 120 Rollen in Niederdeutschen Hörspielen
Denn im Rahmen der Zonser Hörspieltage wurde Rolf Petersen am Donnerstagabend mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet - eine Auszeichnung für die beste Sprechrolle in einem regionalen Hörspiel in deutscher Mundart. Oder eben, wie beim Plattdeutschen, einer Minderheitensprache. Uwe Friedrichsen, Jörg Schüttauf oder Sönke Möhring sind nur einige der namhaften Vorgänger. Das Hörspiel selbst hatte 2023 schon den Preis als beste Produktion bekommen.
Seit gut 40 Jahren spricht Rolf Petersen immer wieder Hörspielrollen. Dass er so neben seinen Tätigkeiten als Schauspieler, Regisseur und Bühnenleiter in Flensburg und Schwerin trotzdem auf rund 120 niederdeutsche Sprecherrollen kommt, sei ein kleines Wunder, meinte Laudatorin Ilka Bartels, Hörspiel-Redakteurin bei Radio Bremen. "Dass diese Sparte eine seiner Leidenschaften ist, merkt man an allen Ecken und Enden."
Eine ausgeprägte Fantasie hilft beim Einsprechen
Den Preis gibt es nun zwar explizit für den Hinnerk in "De Kawentsmann", aber: "Ik seh dat irgendwie för de ganze Tiet. Un man lehrt jo en Barg in de Tiet un ik glööv, dat ik an'n Enn so good weer, wiel ik de annern Hörspeele dorför all maakt hebbt", sagt Rolf Petersen am Rande der Preisverleihung.
Denn ein Hörspiel zu sprechen ist dann doch was ganz anderes als eine Rolle auf der Theaterbühne. Einzig das Mikrofon als Spielpartner, nur die Stimme, um Kopfkino zu erzeugen. Und auch selbst als Sprecher brauche man eine Menge Fantasie, sagt Petersen:
"Föhlen muttst du dat jo ok noch! Gerade bi de Kawentsmann, de ok noch so'n ganzes Schicksal hett, de beleevt een Barg an Positives, aver ok een Barg an Saaken, wo't em nich so good geiht. Un dat muttst du halt föhlen!" Rolf Petersen
Jahrzehntelange Erfahrung hilft auch bei fordernden Rollen
Als Redakteurin Ilka Bartels vor 20 Jahren ihre erste Regie bei einem niederdeutschen Hörspiel übernahm, sei sie aufgeregt gewesen, verrät sie in der Laudatio. Und deshalb umso dankbarer, dass Rolf Petersen eine der Rollen übernahm und sie bei ihrer Arbeit unterstützte. "Er ist ein unglaublich erfahrener Hörspielmensch und ist einer derjenigen, die extrem genau wissen, wie man mit dem Mikrofon spielt. Das hat er einfach über die Jahre hinweg perfektioniert."
Eine Lieblingsrolle in all den Jahren habe er nicht, sagt Rolf Petersen. Aber grundsätzlich seien es schon die herausfordernden Figuren, die er mag: "Egentlich sind dat jümmers so de Charaktere, de so'n beten afsiets sind. Dat sind de Rullen, de an'n meisten Spaaß maken un wo een sik foddert föhlt."
Einzelne Szenen stehen im Vordergrund
Übrigens gewährte der Sprecher damals schon bei den Aufnahmen zum Hörspiel einen Einblick in die Vorbereitung, und darin, wie er einem 2,03 Meter großen Kawentsmann seine Stimme gibt: "Ik konzentreer mi sehr op de Szene sülven, dat wat dor to speelen is. Also gor nich so veel doröver nadenken - wo snackt denn so een, wo deep is sien Stimm, hett de een deepe Stimm?"
Und das ist ihm so gut gelungen, dass er dafür mit dem mit 2.000 Euro dotierten Zonser Darstellerpreis 2024 ausgezeichnet wurde.