Zonser Hörspielpreis 2023 für "De Kawentsmann"
Das Hörspiel "De Kawentsmann" von Helga Bürster, produziert von Radio Bremen und dem NDR, wurde am Donnerstag bei den Zonser Hörspieltagen im Rheinland als bestes deutschsprachiges Regionalhörspiel 2023 ausgezeichnet.
Die Autorin aus dem niedersächsischen Dötlingen (Landkreis Oldenburg) erhält den Preis für ihr niederdeutsches Hörspiel "De Kawentsmann". Es basiert auf einer wahren Geschichte aus ihrer Heimat. Die Jury lobte die "farbig erzählte" Geschichte, die Authentizität der Sprache, die überzeugende Darstellung der historischen Gestalt und die geschickte Inszenierung durch den Hamburger Hörspielregisseur Wolfgang Seesko.
Mit dem Zonser Hörspielpreis werden seit 1994 Hörspiele ausgezeichnet, die in besonders gelungener Weise Mundart und regionale Sprache verwenden. Die Prämierung findet im Rahmen der jährlich vom Internationalen Mundartarchiv "Ludwig Soumange" ausgerichteten Hörspieltage in Zons am Rhein statt. Auch dieses Mal waren Beiträge aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für den Wettbewerb eingereicht worden. Die Jury stellt der Arbeitskreis regionales Hörspiel von ARD, ORF und SRF.
Prämiertes Hörspiel erzählt Geschichte eines Sonderlings
Im Hörspiel "De Kawentsmann" geht es um das Leben von Hinnerk, von allen nur "Kawentsmann" genannt. Der über zwei Meter große Hüne, Wilddieb und Tagelöhner lebte als eigenbrötlerischer Sonderling und Aussteiger im Wald.
Einen großen Teil seiner Zeit verbrachte der Wilderer im Gefängnis, doch bei vielen Leuten war er beliebt und eine Art Touristenattraktion. Nachdem die Eisenbahnstrecke zwischen Bremen und Osnabrück ausgebaut worden war, kamen zahlreiche Ausflügler aus der ganzen Region angereist, nur um sich von dem markanten "Original" seine Lieder und Geschichten darbieten zu lassen.
Hauptfigur hat mit "Hasen-Ahlers" ein reales Vorbild
Diesen Hinnerk gab es damals wirklich: als "Hasen-Ahlers" wurde der Mann Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Die Geschichten über ihn, wie er im Wald lebte, Hasen schießen konnte wie kein anderer und die Menschen mit selbstgeschriebenen Liedern unterhielt, sind bis heute in der Region bekannt.
Autorin Helga Bürster war von der Biografie von "Hasen-Ahlers" so fasziniert, dass sie ihre eigene Geschichte daraus machte: "Dat sind jümmers so de Lüüd, de an'n Rand staht, de interessiert mi an'n meisten. Un he weer jo nu so'n Randsteher, he weer jo nich so bin in de Gesellschaft". Wie dieser Außenseiter mit seiner Rolle in der Gesellschaft umgeht und wie es ihm damit ergeht, das hat sie in "De Kawentsmann" verarbeitet.
Über die Autorin
Helga Bürster, geboren 1961, studierte Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaft und Geschichte und lebt als Schriftstellerin in Dötlingen in der Wildeshauser Geest. Sie schreibt hoch- und niederdeutsch in verschiedenen Genres, unter anderem Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Hörspiele. Im Frühjahr 2022 erschien ihr zweiter Roman "Eine andere Zeit" im Insel-Verlag. Schon 2015 gewann sie den Zonser Hörspielpreis: damals für ihr Werk "Rogge".