"Fehlende Staatsferne": Medienrat stoppt Plattradio
Denn am Donnerstag beschloss der Medienrat der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH), dass Plattradio ab sofort nicht mehr verbreitet werden darf. Das Problem: Im März 2023 entschied die schwarz-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein, das Projekt zu fördern, nahm die Mittel dafür in den Haushalt auf. Das allerdings verstoße gegen den "verfassungsmäßig verankerten Grundsatz der Staatsferne des Rundfunks", heißt es in der Begründung des Medienrats - sowohl inhaltlich darf der Staat keinen Einfluss nehmen, als auch bei der Finanzierung.
Unterstützung gewünscht, aber Förderung muss anders erfolgen
Der Medienrat spricht sich deshalb für eine veränderte Förderpraxis aus, damit das Land Schleswig-Holstein weiterhin Regional- und Minderheitensprachen und ihre Verbreitung im Rundfunk schützen und unterstützen kann. Das heißt: Sollte eine andere, staatsferne Art der Finanzierung gefunden werden, dürfte Plattradio auch wieder an den Start gehen. Bei der technischen Ausstattung hatte bereits die Plattdüütsch Stiftung Schleswig-Holstein ausgeholfen, der NDR Schleswig-Holstein und der Offene Kanal sind Kooperationspartner.
Rechtskräftig ist die Entscheidung bisher zwar noch nicht, trotzdem gilt das Sendeverbot ab sofort. Jan Graf, Leiter des Angebots des Schleswig-Holsteinischen Heimatbunds, schrieb dazu schon am Donnerstag auf der Webseite von Plattradio: "Wi töövt op de Begrünnen vun de Lannsmedienanstalt. Dat Verbott gellt foorts. En Bescheed schall de Heimatbund binnen de tokamen Daag kriegen."
Große Dankbarkeit beim Redaktionsteam
Das heißt auch: Das vierköpfige Redaktionsteam weiß erst einmal nicht, ob und wann es weitergeht. Trotzdem empfindet Jan Graf derzeit vor allem auch Dankbarkeit, wie er im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein sagte:
"Wi hebbt en halvet Johr lang de Möglichkeit hatt to wiesen, wat vele vörher nich glöövt hebbt: Nämlich dat de Spraak ok döggt dorvör, modernen seriösen Journalismus to transporteren. (...) Un wat mi sünnerlich blied maakt is, dat wi dat de ganze Tiet schafft hebbt, de Diskurs hoch to holen, ok in de Redakschoon. Dat weer en unheimlich intensive Tied, ik kann meist gor nich glöven, dat se nu würklich vörbi ween schall. Dankbarkeit is dor, dat hett tierisch Bock bröcht." Jan Graf zum Aus des Plattradios
Übrigens steht auch auf der Internetseite und den Social-Media-Kanälen von Plattradio erst einmal alles still: Wie es damit weitergehen wird sei ebenfalls noch unklar, heißt es im Statement von Jan Graf.