Funky und groovig: Jan Delay beim Open Air in Hamburg
Jan Delay ist vom Hamburger Underground-Act zu einem der bekanntesten Köpfe des Nordens gereift. Nun ist er im Hamburger Volkspark aufgetreten - ein Heimspiel vor 10.000 Fans.
Jan Delay ist ja längst in die erste Liga der Repräsentanten der Hansestadt Hamburg aufgestiegen. Der Mann steht für Hamburg wie Udo Lindenberg oder Hans Albers. Natürlich ist es für den Hamburger Jung immer etwas ganz besonderes in seiner Heimatstadt zu spielen. "Wir kommen alle aus Hamburg, da leben all unsere Freunde, da wollen wir es natürlich besonders gut machen," sagt er. Delay und seine Band werden im Volkspark besonders herzlich empfangen.
Rund 10.000 Fans sind gekommen, um den Ober-Styler am Donnerstagabend zu erleben. Es ist das erste "richtige" Konzert in Hamburg seit Pandemiebeginn für den Musiker. Im vergangenen Jahr spielten Jan Delay und Disco No. 1 in Steinwerder beim Cruise Inn Festival - aber das war ja bestuhlt und mit strengen Auflagen. Trotzdem hat er dort sein Live-Album aufgenommen, so gut war das schon. Nun also endlich wieder Vollgas für den Mann mit dem Funk-Sachverstand.
Songauswahl für Konzert von Jan Delay wird zum Luxus-Problem
Um halb neun gehen Jan Delay und seine Combo auf die Bühne und legen gleich los: Wir machen das "Klar". Klare Ansage und die hält er auch. Natürlich federt Jan Delay über die Bühne, zunächst noch im Anzug - aber das Jacket war dann bald weg. Zu warm. Es waren schwere Unwetter vorhergesagt, doch die Wolken teilen sich gnädig vor dem Volksparkstadion und es bleibt trocken. Perfekte Begleitumstände.
Jan Delay hat die Gabe, neben seinen Songschreiberqualitäten, dass er die Menschen mitreißen kann. Immer wieder bezieht er sein Publikum mit ein. Da wird gefreezt, also mitten in der Bewegung auf ein Zeichen eingefroren, ergo still gestanden - dann wieder wedeln die Fans mit Klamotten oder was immer sie haben. Dadurch steigt die Stimmung im Publikum permanent. Gepflegtes Ausflippen. Bei der Auswahl der Stücke hat er mittlerweile ein "Luxus-Problem", wie er sagt, weil es doch eine ganze Menge Songs sind. Er wählt eine Mischung aus den vergangenen 21 Jahren. Von "Türlich, Türlich" über "Vergiftet" und "Johnny" bis zu neuen Songs wie "Wassermann" oder "Eule".
Reggae, Funk, House: Jan Delay mixt alles durch
Das erstaunliche bei Jan Delay ist seine Vielseitigkeit. Reggae, Funk, House, Hip-Hop, alles wird durchgemixt und neu aufbereitet. Er hat ja noch eine Zweitkarriere mit der Hip-Hop-Truppe Beginner. Da heißt er dann Eißfeld, so heißt er ja eigentlich, oder eben Eizi Eiz. Sein Label nannte er damals in den Neunzigern Eimsbusch-Records und als die Bäcker in Hamburg ihre Brötchen Eimsbuscher nannten, war klar, dass Jan es geschafft hatte.
Um die Jahrtausendwende herum wurde es ihm aber zu langweilig, immer nur zu rappen und er erfand sich neu, als Jan Delay. Zunächst mit Reggae, ab 2006 dann mit seinem Funk-Album "Mercedes Dance" wandte er sich neuen Klängen zu und ließ sich von einem Edelschneider schicke Anzüge machen und kam ganz neu daher. Längst ist Jan Delay so etwas wie eine Stimmungskanone mit gutem Geschmack geworden. Seine Fans sind kaum zu definieren. Ältere Semester sind darunter, Freaks, Hip-Hoper und auch ganz junge Leute - und alle flippen dann gemeinsam aus.
10.000 Zuschauer begeistert von Delay
Zwei Stunden gespielt, 20 Songs rausgehauen und am Ende 10.000 Zuschauer und Zuschauerinnen begeistert. Ein großer Abend und nur ein einziger Wermutstropfen für den eingeschworenen Werder-Fan: Er wollte sich trefflich über den HSV lustig machen - direkt neben dem Stadion. Doch kurz vor dem Konzert machte die Nachricht vom Tod Uwe Seelers die Runde - da war dann Schluss mit lustig.