Neue alte Orgel für die Laeiszhalle in Hamburg
Die Laeiszhalle bekommt eine neue große Orgel: Für fast dreieinhalb Millionen Euro wird das Instrument wieder so aufgebaut wie nach der Eröffnung der Laeiszhalle im Jahr 1908. Am Mittwoch wurden die ersten Pläne vorgestellt.
Das Gesicht der Orgel bleibt das, was man sieht: der majestätische Orgelprospekt aus dem Eröffnungsjahr mit den großen Pfeifen und den goldenen Linien. Ein echter Hingucker! Das neue Instrument soll nun auch wieder genauso klingen wie damals vor 115 Jahren.
Den Originalklang der Orgel zurückholen
"Wenn man hier in der Laeiszhalle auf der Bühne steht - was Schöneres gibt es doch gar nicht, als diesen fantastischen Raum um sich herum zu erleben", sagt Orgelbauer Philipp Klais. "Jetzt wollen wir genau diese Klanglichkeit, die wir hinter diesem Prospekt erwarten, zurückholen. Das Äußere der Orgel ist noch vorhanden. Das, was da ist, wollen wir auch wieder hören. Das ist das Schöne an dieser Aufgabe." Klais, der schon die Elbphilharmonie-Orgel und zuletzt das neue große Instrument in der Hauptkirche St. Nikolai gebaut hat, ist auch mit im Boot.
Vervollkommnung der Hamburger Laeiszhalle
"Endlich geht's los", seufzt Christoph Lieben-Seutter, der Intendant der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle. Die Sorge um die Laeiszhallen-Orgel begleitet ihn schon fast seit seinem ersten Tag in Hamburg vor 15 Jahren: "Das ist eine superspannende Vervollkommnung der Laeiszhalle", findet er.
Nach dem Krieg wollte man etwas Neues und baute 1951 die alte Orgel der legendären Firma Walcker aus und ein Instrument der Hamburger Firma Beckerath ein. Zuletzt war diese Orgel in einem so schlechten Zustand, dass sie nicht mehr gespielt werden konnte. Für Lieben-Seutter war es eine Orgel, "die nie ganz befriedigend war. An sich ein schönes Instrument - nur nicht im richtigen Saal. Deshalb war jede Sanierung der alten Orgel mit einem komischen Gefühl verbunden: Sollen wir wirklich so viel Geld in etwas investieren, was nicht optimal ist? Die Entscheidung, die Original-Walcker-Orgel zu rekonstruieren, fühlt sich sehr gut an."
Umzug der alten Orgel nach Franken
Jetzt wird das alte Instrument - also das Innere - in diesem Sommer eingepackt und nach Franken gebracht. Eine evangelische Kirche dort hat die alte Laeiszhallen-Orgel gekauft. In Hamburg versucht Markus Lenter, Spezialist für die Instrumente der legendären Orgelbaufirma Walcker, den alten Klang wiederzuholen. So einen spannenden Job hatte er noch nie: "In dieser Dimension nicht. Das ist das Spannende für Hamburg und das Geniale, dass wir diesen Stil der spätromantischen Orgel und die Klanglichkeit wieder zurückholen dürfen."
Es gibt noch alte Baupläne der Firma Walcker und viele Pfeifen der alten Laeiszhallen-Orgel stehen noch in Köln. Außerdem sind da ja noch die sichtbaren Pfeifen aus dem Orgelprospekt, die seit mehr als 100 Jahren in der Laeiszhalle stehen: "Das ist unser größter Schatz, weil das noch Walcker ist, wo wir uns klanglich an den Saal herantasten können", sagt Markus Lenter.
Orgelstadt Hamburg
In vier Jahren soll die neue Orgel fertig sein. Dieses neue Instrument in der Laeiszhalle ist für Kultursenator Carsten Brosda ein wichtiger Impuls für die Orgelstadt Hamburg: "Von den herausragenden Kirchenorgeln über die Orgel in der Elbphilharmonie über Orgeln auch in anderen Profanbauten bis hin zu dieser, haben wir eine Bandbreite an Orgeln, von der ich nicht wüsste, dass sie in einer anderen Stadt in Europa vorhanden ist."
Aussehen wird die neue Orgel wie die alte - fast! Denn auch die Holzwand des Instruments wird wieder in den Originalzustand versetzt: Sie wird braun. Denn erst die Nationalsozialisten hatten die Orgel weiß gestrichen, damit die Hakenkreuzfahnen besser zur Geltung kommen.