Album der Woche: Steven Isserlis spielt Cellowerke von Luigi Boccherini
Dass der Werk-Katalog Boccherinis deutlich mehr zu bieten hat als das bekannte "Menuett" von Boccherini, zeigt der Cellist Steven Isserlis mit einem neuen Album. Unterstützt wird er vom Orchestra of the Age of Enlightenment.
Graziös und galant eröffnet Luigi Boccherini sein Cellokonzert in D-Dur - eines von Zwölfen, die der junge Komponist vornehmlich für seine Konzertreisen als Cellovirtuose geschrieben hat. Doch statt mit großer Geste beginnt das Soloinstrument eher verhalten - und in auffallend hoher Lage, fast wie eine Bratsche oder sogar eine Geige.
Steven Isserlis macht vom ersten Moment an klar, dass es ihm vor allem auf eine gesangliche Darstellung ankommt. Dabei entstehen einige äußerst poetische Momente. Das zweite Konzert verdient sich seinen Beinamen "Der Frosch" durch die Intervallsprünge im letzten Satz. Das klingt deutlich kecker und zugleich humorvoller. Doch auch hier: Steven Isserlis übertreibt nicht, sondern lotet genau aus.
Boccherini arbeitete mit viele Schattierungen
Das Orchestra of the Age of Enlightenment unterstützt den Ansatz des Solisten in allen Belangen. Es spielt sehr fein und agil und zeigt, dass Boccherinis Kunst des Gefälligen viele unterschiedliche Schattierungen kennt. Das gilt auch für die beiden Sonaten, die Steven Isserlis ausgewählt hat. Die c-Moll-Sonate sieht ein Cembalo als zweites Instrument vor.
In der zweiten Sonate fungiert ein zweites Cello als Duo-Partner. Hier spielt Luise Buchberger an der Seite von Steven Isserlis. Beide bilden eine gleichberechtigte Allianz. Das ist umso wichtiger, als das Werk mit aparten Klangwirkungen gespickt ist. Kein Wunder, dass Isserlis sich, wie er im Beiheft gesteht, bei dieser Musik an kleine Opern erinnert fühlt.
Schließlich bietet das neue Album auch eines der Streichquintette Boccherinis: ebenfalls mit Beteiligung zweier Celli.
"Music of the Angels": Ein kurzweiliges Album
Die neue Aufnahme zeigt Luigi Boccherini als einen in den unterschiedlichen Besetzungen sehr wandlungsfähigen Komponisten. Das macht dieses Album erfreulich kurzweilig, zumal sich Steven Isserlis als ein ebenso kundiger wie kultivierter Führer durch diese Klangwelten erweist. Am Schluss gibt es noch, wie eine kleine Zugabe, jenes Menuett, dem Boccherini seine bis heute so große Popularität verdankt!
Music of the Angels
- Zusatzinfo:
- Luigi Boccherini - "Engelsmusik": Cellokonzerte, Sonaten und Quintette; Steven Isserlis (Violoncello); Maggie Cole (Cembalo); Luise Buchberger (Violoncello); Orchestra of the Age of Enlightenment
- Label:
- Hyperion