Album der Woche: See Siang Wong spielt unbekannte Beethoven-Stücke
Mit seinem Album "Unheard" serviert der chinesisch-schweizerische Pianist See Siang Wong den Abschluss seiner Beethoven-Trilogie. Eine CD, die gleichermaßen irritiert wie bezaubert.
Zugegeben, der Titel "Unheard" führt ein wenig in die Irre. Denn einige der Werke auf diesem Album sind bereits aufgenommen worden. Etwa "Hess 15", auch bekannt als Beethovens sechstes Klavierkonzert. Statt "ungehört" hätte "selten gehört" besser gepasst. Und dennoch haben wir hier eine hochinteressante Veröffentlichung!
Erfrischende Entdeckerfreude
Das fängt an mit der Sonate Nummer 30. Beethoven hielt zu diesem Werk in seinen Skizzenbüchern etliche Alternativen fest. Der Schweizer Komponist Jürg Wyttenbach hat diese Ideen auskomponiert. Im Prestissimo-Satz taucht hier plötzlich eine synkopisch verschobene Unterstimme auf!
Was an einer Stelle ein Chopin-Nocturne vorwegzunehmen scheint, ist die Ausarbeitung einer Variation, zu der Beethoven kaum mehr als zwei Takte hinterlassen hat. Beethoven-Kenner werden das bemerken, alle anderen nicht einmal irritiert sein. Denn was See Siang Wong neben allen pianistischen und musikalischen Qualitäten mitbringt, ist erfrischende Entdeckerfreude ohne falsche Ehrfurcht.
Album "Unheard": Irritierend wie bezaubernd
Anders als zum Beispiel Brahms, der seine Vorstudien immer vernichtete, hat Beethoven einen immensen Ideen-Steinbruch hinterlassen, der bis heute Einblicke in seinen Schaffensprozess gewährt.
Beherzt steuert See Siang Wong eine eigene Kadenz bei zum "Concert D-Dur für Pianoforte mit Orchester". Zugeschrieben wird das Werk Beethoven, es könnte aber auch aus der Feder des Böhmen Jan Josef Rösler stammen. Sehr mozartisch klingt das noch.
Im ersten Teil seiner Beethoven-Trilogie hatte sich See Siang Wong mit dem ORF Radio Sinfonieorchester Wien zusammengetan, für das zweite Album mit dem London Philharmonic Orchestra, um Jugendwerke des Komponisten vorzustellen. Diesmal nun ist es die Camerata Schweiz unter der Leitung von Howard Griffiths.
Und dann noch dieses Albumblatt - Jürg Wyttenbach hat es mit einer Melodie aus Robert Schumanns Kinderszenen verwoben.
Der Abschluss eines Albums, das gleichermaßen irritiert wie bezaubert!
UnHEARD Beethoven Trilogy 3
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- See Siang Wong, Klavier Camerata Schweiz, Ltg. Howard Griffith
- Label:
- RCA Red Seal
Schlagwörter zu diesem Artikel
Klassik
