Album der Woche: Philippe Jaroussky singt vergessene Arien
Auf dem aktuellen Album des französischen Countertenors Philippe Jaroussky findet sich eine besondere Auswahl an Wiederentdeckungen: Ersteinspielungen von Arien unterschiedlicher Komponisten zwischen Barock und Klassik.
Diese Arien haben eins gemeinsam: Der Text stammt von einem der bedeutendsten Poeten des 18. Jahrhunderts, Pietro Metastasio. Ob Georg Friedrich Händel oder Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Adolf Hasse oder Christoph Willibald Gluck, um nur vier von an die 100 Namen zu nennen: Alle haben sie zu den Libretti von Pietro Metastasio gegriffen. Es muss im 18. Jahrhundert ein richtiger Sport gewesen sein, den emotionalen Texten dieses italienischen Wunderdichters immer neue musikalische Facetten abzuringen. Einer wollte origineller als der andere sein, der junge Mozart studierte auf diese Weise die Arien-Komposition.
"Es ist, als würde ich zu meiner ersten Liebe zurückkehren"
Heute sind viele dieser Arien vergessen. Philippe Jaroussky greift in seine Schatzkiste und stellt besondere Beispiele vor. "Gelido in ogni vena" aus "Siroe" gibt es zum Beispiel von Händel und Vivaldi - und von einem gewissen Giovanni Battista Ferrandini. "Es ist, als würde ich zu meiner ersten Liebe zurückkehren", sagt Jaroussky. "Als ich Student war, war ich sehr besessen davon, neue Musik zu finden, und es ist, als würde ich zu den Wurzeln zurückkehren."
Berühmt ist Mozarts späte Vertonung der Arie aus "La clemenza di Tito" von Metastasio. Philippe Jaroussky stellt uns den Komponisten Michelangelo Valentini vor - fokussiert, berührend, kammermusikalisch differenziert begleitet vom ausdrucksvollen Ensemble Le Concert de la Loge und Julien Chauvin.
Philippe Jaroussky liebt an dieser reizvollen Phase zwischen Barock und Klassik die farbige Instrumentation - die klassische Form deute sich schon an. "Außerdem ist es ziemlich schwierig zu singen, weil die Technik der Sänger zu dieser Zeit enorm war. Ich habe natürlich die Arien sorgfältig ausgewählt. Sie waren für Kastratenstimmen geschaffen und sind sehr anspruchsvoll. Mit meiner Leidenschaft für diese Arien möchte ich das Publikum davon überzeugen, dass sie auf jeden Fall wieder ans Licht sollten."
Philippe Jarousskys fesselnde Interpretation
Wer im 18. Jahrhundert in die Oper ging, wollte "Artaserse", "Il re pastore", "La clemenza di Tito" hören von Metastasio, komponiert von irgendwem, sagt Philippe Jaroussky. Und er weiß, was Metastasio so außerordentlich beliebt gemacht hat bei den Komponisten: "Er geht tief auf die Gefühle des Menschen ein und in jedem Libretto hat man diesen Eindruck von Universalität. Er erzählt eine bestimmte Geschichte, aber in Wirklichkeit spricht er die ganze Zeit über den Menschen."
Das Opernpublikum damals wollte aber auch die Kastraten erleben - wer Philippe Jarousskys großen Tonumfang und seine fesselnde Interpretation hört, versteht warum.
Forgotten Arias
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Philippe Jaroussky, Countertenor; Arien aus Libretti von Pietro Metastasio, komponiert u.a. von Christoph Willibald Gluck, Tommaso Traetta, Johann Adolf Hasse, Johann Christian Bach und Niccolò Jommelli
- Label:
- Erato