Album der Woche: Pablo Heras-Casado dirigiert Schubert
Der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado und das Freiburger Barockorchester sind schon mehrfach gemeinsam ausgezeichnet worden. Mit ihrer neuen Schubert-Einspielung gelingt ihnen eine lebendige Interpretation.
Es gehe ihm nicht darum, die Musik so klingen zu lassen wie damals. Aber es gehe um die wesentlichen Charakterzüge der Musik und ihrer Epoche, egal ob auf Originalklang-Instrumenten interpretiert oder auf modernem Instrumentarium, hat Pablo Heras-Casado einmal über Schumanns Musik gesagt. Musik, die er sowohl mit den Münchner Philharmonikern als auch mit dem Freiburger Barockorchester aufgenommen hat.
Nun also zum zweiten Mal Schubert mit den Freiburgern. Wirklich aufregend - durch die lebendige Interpretation, die Artikulation und den kantigen Klang einzelner Instrumente. Der jugendliche Elan, mit dem die 5. Sinfonie Schubert aus der Feder floss, überträgt sich unmittelbar. Ebenso die Bewunderung für Mozart.
Ein Genuss, die Werke so transparent zu hören
Schubert war 19 Jahre alt, als er seine 5. Sinfonie komponierte - etwas kleiner besetzt als die Sinfonien davor, kammermusikalischer. Er spielte Bratsche in einem Laienorchester, auch sein Bruder Ferdinand war als Geiger Teil des Orchesters. Viele Kompositionen lernte Schubert auf diese Weise kennen und konnte auch seine eigenen Werke aufführen lassen und überprüfen.
Ob es der Klang ist, den Schubert im Kopf hatte für seine Sinfonien, können wir nicht eindeutig klären. Aber die Lesart aus der Tradition heraus - aus dem Barock, der Klassik - mag sehr nah dran sein. Und vor allem ist es aus heutiger Sicht ein Genuss, die Werke so transparent zu hören, dass die eine oder andere harmonische Wendung und die alles andere als unwichtigen Neben- und Mittelstimmen deutlicher hörbar sind als in allzu romantischen Interpretationen.
Schubert: Unter der Oberfläche brodelt es
Schubert auf der Suche nach einer neuen Form, einem neuen Ton - das zeigt sich an seinem zögerlichen Komponieren der späteren Sinfonien, die er zum Teil auch nicht fertig stellte - wie seine Achte, die heute als seine Siebte gezählt wird, Schuberts "Unvollendete".
Längere musikalische Bögen und Entwicklungen zeichnen die 7. Sinfonie aus; die zwei fertiggestellten Sätze sind dadurch auch länger und weniger kompakt. Spannend und fesselnd, denn Pablo Heras-Casado und das Freiburger Barockorchester formen sanfte Klänge, unter deren Oberfläche stets ein Brodeln spürbar bleibt.
Freiburger Barockorchester überzeugt mit mitreißender Dramatik
Als große Erzähler, transparent und meist schlank im Ton, gekonnt Pointen setzend, ohne zu übertreiben, erlebt man die Musiker des Freiburger Barockorchesters unter dem spanischen Dirigenten. Schönklang und Schroffheit gehen oft nahtlos ineinander über. Lyrisches verbindet sich mit dem kantigen Klang der barocken Instrumente zu mitreißender Dramatik.
Eine beeindruckende Aufnahme, die zeigt, wie gelungen das Freiburger Barockorchester in letzter Zeit auch Musik anderer Epochen aufführt und eine Aufnahme, die Pablo Heras-Casados Maxime unterstreicht: "Ein Bild von Rembrandt oder Rubens muss ja auch nicht in einem dunklen Palastturm hängen, um authentisch zu wirken. Sondern man sucht die besten Konditionen, um es aufzuhängen, es darzustellen. So ist es auch in der Musik: Wir müssen sie ins Heute übertragen, aber ihre Essenz beibehalten."
Franz Schubert: Sinfonien 5 & 7
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Pablo Heras-Casado, Freiburger Barockorchester
- Label:
- Harmonia Mundi