Dvořák und der "Bumms"
Welche Werke der klassischen Musik sollte man kennen? Die Antwort auf diese Frage kann man in Lexika suchen oder in Lehrplänen für die Schule. Oder man kann Musiker fragen. Im Weltwissen Musik stellen die Mitglieder des NDR Sinfonieorchesters ihre Lieblingsstücke vor. Dieses Mal: Der Kontrabassist Peter Schmidt erzählt, was ihn am Streichquintett op. 77 von Antonín Dvořák fasziniert.
In seinem Streichquintett op. 77 hat der tschechische Komponist Antonín Dvořák die klassische Quartettbesetzung um einen Kontrabass erweitert - und so eine ungewohnt dunkle Farbe in die Kammermusik gebracht. Peter Schmidt, seit 30 Jahren Kontrabassist im NDR Sinfonieorchester, beschreibt das so: "Das hat noch mehr 'Bumms' nach unten!" Wie viele Bassisten liebt er das Stück von Dvořák. "Das ist der namhafteste Komponist, der für diese Besetzung geschrieben hat", erklärt der Musiker.
"Ich war ganz schön am Schwimmen"
Die Erstbegegnung mit Dvořáks G-Dur-Quintett liegt für Peter Schmidt schon eine Weile zurück. Zu Beginn seines Studiums, Anfang der 80er-Jahre, war Schmidts Lehrer - Professor an der Lübecker Musikhochschule - beim runden Geburtstag eines Kollegen eingeladen, um dort Hausmusik zu spielen. Doch der Lehrer hatte keine Zeit und dachte sich: "... dann schick' ich mal den Peter".
"Ich war am Anfang meines Studiums und hatte das Stück noch nie gespielt", erinnert sich der Kontrabassist. "Wir hatten das in Lübeck schon mal angeprobt - aber ich war mächtig am Schwimmen. Es ist ganz schön schwer."
Anspruchsvoll und bodenständig zugleich
Heute ist der anspruchsvolle Basspart für Peter Schmidt kein Problem mehr, wie er im Studio demonstriert. Er packt sein mehr als mannshohes Instrument und den Bogen aus und spielt eine heikle Passage aus dem letzten Satz.
Die temperamentvolle Klangsprache, die hier zu hören ist, prägt das ganze Stück und ist typisch für Antonín Dvořák. Er schrieb das G-Dur-Streichquintett für einen Wettbewerb im Jahr 1875 - und gewann mit Mitte 30 seinen ersten Preis als Komponist. Die Jury bescheinigte ihm "Meisterschaft in der Form und Kenntnis der Instrumente", doch was den besonderen Reiz der Musik ausmacht, lässt sich nur schwer in akademische Worte fassen.
Peter Schmidt schätzt vor allem den bodenständigen Charme des Stücks. "Es ist immer etwas Volkstümliches dabei", so Schmidt. "Ich kann es nicht erklären, ob es nur am Kontrabass liegt, weil der immer seine Quarten und Quinten spielen muss, oder vielleicht durch den breiteren Ton, die 'Gesanglichkeit' des Cellos. Da ist natürlich ganz besonders diese böhmische klangliche Facette vertreten."