Das Horn und die Leidenschaft
Welche Werke der klassischen Musik sollte man kennen? Die Antwort auf diese Frage kann man in Lexika suchen oder in Lehrplänen für die Schule. Oder man kann Musiker fragen. Im Weltwissen Musik stellen die Mitglieder des NDR Sinfonieorchesters ihre Lieblingsstücke vor. Die Hornistin Claudia Strenkert stellt die Tondichtung "Don Juan" von Richard Strauss vor.
Die Musik strotzt förmlich vor sinnlicher Kraft und Lebensfreude. Ihrem Sog könne man sich kaum entziehen, meint die Hornistin Claudia Strenkert vom NDR Sinfonieorchester: "Wenn ich den "Don Juan" spiele, dann reißt mich die Energie, die in dem Stück steckt, so mit. Ich gerate förmlich in den Bann dieser Energie, die so durchgeht."
Lust, Leidenschaft und Gänsehaut
In seinem Orchesterwerk "Don Juan" hat Richard Strauss das gleichnamige Gedicht von Nikolaus Lenau vertont.
Wie der Text erzählt auch die Tondichtung von den erotischen Wünschen des Frauenhelden Don Juan, von seiner Lust und Leidenschaft.
Mit dem opulenten Farbreichtum des Stücks aus dem Jahr 1888 demonstrierte der damals erst 24-jährige Komponist bereits seine große Meisterschaft. "Er kannte ja die Möglichkeiten der Instrumente sehr gut und hat die in der Kombination so zusammengesetzt, dass sich da ganz unglaubliche Klänge ergeben", erläutert Strenkert. Als Hornistin erlebe sie im "Don Juan" besondere Gänsehautmomente: "Es gibt wirklich einige Stellen, wenn ich die spielen darf, läuft mir wirklich ein Schauer über den Rücken, und dann denke ich mir, wie kann das sein? Aber es passiert immer wieder."
Ein majestätischer Moment
Besonders schön findet Claudia Strenkert die Stelle, an der das Solo-Horn eine zärtliche Melodie der Oboe fortführt und mit weichem Ton den Verführer spielt. Nur wenig später wechselt Richard Strauss den Charakter und bündelt den Klang der Hörner für einen besonders majestätischen Moment.
"Dann kommt natürlich diese große Szene, wo der Don Juan auftritt als Held", verdeutlicht die Hornistin, "und wir alle vier das Thema spielen dürfen und das Horn alles gibt, was es kann. Mir persönlich macht das unheimlich Spaß, das zu spielen, in diesem Klang zu sein und ein Teil dessen zu sein, das finde ich schön."