Auf einem schwarz-weiß-Bild steht ein Mann auf seiner Veranda mit seiner Gitarre (Johnny Cash auf den Cover seines posthum erschienen Album "Songwriter") © Universal Music/dpa

"Songwriter": Posthum erschienenes Album von Johnny Cash

Sendung: Kultur | 28.06.2024 | 06:51 Uhr | von Anders, Marcel
4 Min | Verfügbar bis 28.06.2026

Johnny Cash gilt als Musikikone - dabei hat auch er etliche Tiefpunkte erlebt. Etwa 1993, als er mit 61 ohne Plattenvertrag dastand, mit Gesundheitsproblemen kämpfte und seine Zeit vorbei schien. Da hat er - quasi zum Selbstbeweis - ein Demo mit elf Stücken eingespielt. Einige davon Neuaufnahmen von älteren Songs, andere landeten später auf seinem Comeback „American Recordings“, doch das Gros verschwand im Archiv. 20 Jahre nach dem Tod des Man In Black, veröffentlicht sie sein Sohn John Carter Cash unter dem Titel „Songwriter“.

Marcel Anders hat reingehört und mit Junior gesprochen. Dieser erzählt: „Es sind einfach Stücke, die er damals aufregend fand. Darunter der Klassiker „Sing It Pretty Sue“, dem er neues Leben einhauchen wollte. Nach dem Motto: „Was könnte ich tun, damit er noch spannender wird?“ Diese Vorgehensweise hat ihm Spaß gemacht.“

Das hört man „Songwriter“ an. Das fünfte posthume Cash-Album dauert nur 31 Minuten - ist aber absolut hörenswert. John Carter Cash hat die Original-Aufnahmen auf Gesang und Gitarre reduziert – und alle anderen Instrumente neu einspielen lassen. Von Weggefährten seines Vaters, aber auch Black Keys-Gitarrist Dan Auerbach. Dadurch klingt die Mischung aus Folk, Rock und Country, aus Balladen und Uptempo-Stücken überraschend frisch.

Handgemachte Töne mit tiefem Bariton - darin war Johnny Cash unschlagbar. Genau wie in starker Bildsprache, einprägsamen Formulierungen und inhaltlichen Schwerpunkten wie Religiosität, die Tücken des Lebens und die Liebe. Vorzugsweise zu seiner Frau June Carter, mit der er 35 Jahre verheiratet war - und 1970 John Carter Cash hervorbrachte.

Johnny Cashs Texte sind pure Selbsttherapie - und praktische Lebenshilfe für den Hörer. Eben wie man seine Zeit auf Erden und seine Beziehungen meistert - durchsetzt von viel Humor und Selbstironie. Herausragend ist jedoch Cashs pazifistischer Patriotismus, der sich in Stücken wie „Like A Soldier“ äußert:

„Mein Vater war bei der US-Luftwaffe und während des Zweiten Weltkriegs im westdeutschen Landsberg stationiert. Er hat mitbekommen, was Krieg aus Menschen macht. Sein Schwager, Joe Garrett, war drei Jahre in einem Gefangenenlager und als er zurückkam, war er ein anderer Mensch – voller Liebe. Das sorgte dafür, dass Dad nicht nur ein Patriot war, sondern auch eine kritische Meinung zu Krieg und Soldaten hatte.“

Der Dienst an der Waffe macht Jungen zu Männern – und Opfern. Auch das ist – wie die Musik – typisch Johnny Cash: Eine Ikone, die bis heute immer neue Generationen von Fans erreicht. Einfach, weil sie zeitlos klingt und ihre Botschaft immer sehr aktuell ist: Liebe, Friede und Freiheit für jedermann. Eine wunderbare Vorstellung.

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