Wie lebt es sich als Künstler, wenn die Eltern ebenfalls umjubelt waren? Ist der große Name Fluch oder Segen? Vanessa Wohlrath ist dieser Frage anhand prominenter Beispiele nachgegangen. Heidi Mahler bekommt ihre erste Rolle im Hauptprogramm des Ohnsorg-Theaters schon 1964. Da ist die Tochter der Hamburger Schauspiel-Ikone Heidi Kabel erst 20 Jahre alt. Eigentlich hatte sie Krankenschwester werden wollen. Aber als sie merkt, dass sie kein Blut sehen kann, widmet sie sich doch ganz der Bühne – auf der sie bald darauf mit und ohne Mutter stehen soll.
Heidi Mahler: Meine Mutter war so eine tolle Schauspielerin. Also da hab ich nur immer mir alles abgeguckt.
Im Ost-Deutschland der Fünfziger Jahre wird Nina Hagen geboren – Tochter der Schauspielerin Eva-Maria Hagen und des Drehbuchautors Hans Oliva-Hagen. Als diese Ehe in die Brüche geht und Ninas Mutter mit dem DDR-kritischen Liedermacher Wolf Biermann zusammenkommt, bedeutet das den gesellschaftlichen Abstieg für die Familie. Nina leidet darunter, findet Zuflucht in der Musik. Ende der 1970er feiert sie ihren musikalischen Durchbruch mit dem Song „Du hast den Farbfilm vergessen“. Später entdeckt Nina Hagen den Punk für sich, rutscht in die Welt der Drogen ab. Ihre Tochter Cosma Shiva Hagen (aus ihrer Beziehung mit dem niederländischen Musiker Ferdinand Karmelk) ist wieder ganz Künstlerkind, macht Karriere als Schauspielerin und Synchronsprecherin.
Dem Status der Beatles nacheifern, mag als Kind der Pilzköpfe ein schwieriges Unterfangen sein. Sean Lennon kann seinem Vater musikalisch kaum das Wasser reichen. Andere - wie Stella McCartney beispielsweise - nutzen die Berühmtheit des Vaters als Sprungbrett, um ihre ganz eigene Karriere zu verfolgen: als gefeierte Modedesignerin.
Ihr ganzes Leben hat Lisa Marie Presley im Schatten ihres Vaters gestanden, als einzige Tochter des King of Rock’n’Roll. Mit ihrer Musik konnte sie selbst nicht punkten, sorgte dafür aber für Schlagzeilen mit dem King of Pop, Michael Jackson. Mit ihm war sie nur zwei Jahre verheiratet und verewigte sich halbnackt in seinem Musikvideo zum Song „You are not alone“.
Heiß her ging es auch in dem Filmdebüt von Nastassja Kinski. 1977 saßen Millionen Zuschauer in Deutschland vor dem Fernseher, um den sonntäglichen Tatort zu schauen – und trauten ihren Augen nicht.
Im Tatort „Reifezeugnis“ zeigt die Tochter des zu extremen Gefühlsausbrüchen neigenden Klaus Kinski viel Haut. Dieser Auftritt in "Reifezeugnis" gibt den Ton an für Rollen, die folgen – und die Tochter von Klaus Kinski weltweit berühmt machen. Denn große Drehbuchautoren sind fasziniert von ihrer kindlich-erotischen Ausstrahlung. Wim Wenders oder Roman Polansky werden zu Vaterfiguren für Kinski: "Ich hab nur einen Vater vermisst, aber es war keine Chance da mit dieser Person."