Stand: 08.09.2016 14:54 Uhr

Steinrestauratorin: Sanieren für die Ewigkeit

von Nadine Gräser
Der Rantzau-Obelisk in Bad Segeberg  Foto: Nadine Gräser
Heinrich Rantzau wollte 1590 mit dem Sandstein Obelisk eine Verbindung zur nahegelegenen Kapelle schaffen.

Steine erzählen Geschichten - und zwar in Form von Denkmälern. Sie sind ein wertvoller Bestandteil unserer täglichen Lebenswelt. Dabei bedeuten sie aber auch viel Arbeit, denn dieses kulturelle Erbe muss erhalten werden. Unter anderem von Restauratoren, die sich auf Stein spezialisiert haben.

Kleine Bürsten und Schwämme als Arbeitsgeräte

Eine dieser Steinrestauratoren arbeitet in Bad Segeberg. Stephanie Silligmann steht auf einem Gerüst vor dem Rantzau-Obelisk. Die 38-Jährige sieht dank ihrer hellen Haare und ihrer blauen Augen deutlich jünger aus. Millimeter für Millimeter kratzt sie mit einem silbernen Skalpell leicht am Sandstein des Obelisken und entfernt einen grünlichen Bewuchs.

"Hören sie das? Hier ist es ganz hohl, da wir hier den sensibelsten Bereich des ganzen Obelisken haben. Die Inschrift, die deutlich zu erkennen ist. Mit dieser massiven Schalenbildung muss ich extrem vorsichtig vorgehen. Ich arbeite also mit kleinen, verschiedenen Bürsten, mit Schwamm und Skalpell, um nach und nach den Schmutz und die Mikroorganismen, die da aufliegen, runterzuholen", sagt sie.

Jeder Stein ist anders

Stephanie Silligmann bearbeitet die fast 430 Jahre alte Inschrift.  Foto: Nadine Gräser
Stephanie Silligmann bearbeitet die fast 430 Jahre alte Inschrift.

Die zwölf Meter hohe pyramidenförmige Säule ist nur eines ihrer aktuellen Objekte. Seit mehr als zehn Jahren restauriert die gebürtige Schleswig-Holsteinerin historische Steine und Gebäude in ganz Norddeutschland. "Wir wollen nicht mit jedem Objekt das gleiche erreichen", sagt sie.

"Manchmal wollen wir nur den Status Quo erhalten, mit seinen Alterspuren. Der Obelisk ist von 1590. Er hat schon mehrere Jahrhunderte überstanden. Das darf man ihm auch ansehen. Nach ein paar Hundert Jahren sehen wir auch nicht mehr so frisch aus."

Manchmal sollen Denkmäler aber auch wieder hergestellt werden, damit der ästhetische Gesamteindruck wieder vervollständigt werden könne, erklärt Silligmann. Zurzeit arbeitet sie auch am Hauptportal von Schloss Gottorf in Schleswig. Auch das ist aus Sandstein. Jeder Stein hat seine individuelle Geschichte, die sich in seinem Erhaltungszustand widerspiegelt.

Mikrobiologie und Chemie auf dem Stundenplan

Restauratorin Stefanie Endrulat spritzt mit Mörtel hinter die Oberfläche.  Foto: Nadine Gräser
Restauratorin Stefanie Endrulat spritzt Mörtel hinter die Oberfläche.

Bevor Silligmann beginnt Fugen zu kleben, Bewuchs zu entfernen und abgebrochene Stücke aufzufüllen, analysiert sie unter anderem was genau den Stein beschädigt hat.

"Restauratoren sind breit gefächert ausgebildet. Wir haben im Studium nicht nur spezielle Steinrestaurierungstechniken gelernt, sondern auch Gesteinskunde und Kunstgeschichte. Aber auch Mikrobiologie, Physik und Chemie stand auf dem Studienplan."

Die Faszination für das Material Stein, kam bei Stephanie Selligmann direkt nach dem Abitur. Das Haus ihrer Eltern war unter Denkmalschutz gestellt worden. Als ein Restaurator vorbeikam, um einige Sachen zu sichern, habe sie bei ihm ein Praktikum gemacht. "Nichts hat mich so begeistert wie Stein", sagt Silligmann heute.

Restauratoren, die sich auf Stein spezialisiert haben, gibt es gerade mal eine Hand voll in Schleswig-Holstein. Verstärkung holt Stephanie Selligmann daher aus Niedersachsen. Stefanie Endrulat aus Hannover, ist Steinmetzin und Restauratorin. Auch sie arbeitet freischaffend projektbezogen. Stein braucht Pflege. Besonders wichtig sei es deshalb, dass historische Bauwerke regelmäßig gewartet werden, sagen die Restauratorinnen.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 08.09.2016 | 16:20 Uhr

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