Kunsthalle Emden zeigt Lotte Wieringa
Alle zwei Jahre präsentiert die Kunsthalle Emden eine junge niederländische Künstlerin oder einen Künstler in einer kleinen Einzelausstellung. Die 1991 geborene Lotte Wieringa zeigt jetzt einige ihrer Arbeiten.
Wie tiefrote Wolken wirken die Farbflächen auf der großformatigen Leinwand, teilweise scheinen Schichten von purpurner Farbe durch. Darunter liegen auffällige dunkelblaue Linien, wie von einem riesigen Kugelschreiber gestrichelt. Zeugen der speziellen Arbeitsweise von Lotte Wieringa. Wenn die Künstlerin mit einem solchen Bild beginnt, bringt sie die erste Schicht in einer Art Blaupausentechnik auf die Leinwand - eine selbst entwickelte Technik.
Dafür legt sie ein mit Ölfarbe getränktes Stück Stoff auf den Boden. Darauf legt sie eine Leinwand, die sie von der Rückseite mit einem Stock bearbeitet: "Ich krabbele über den Boden und kratze, auf eine Art tanze ich dabei, weil ich auch sehr laut Musik höre, wenn ich das mache, und diese Kratzer bestimmen den Vibe für den Rest der Arbeit."
"Beim Malen fühle ich eine Art von Freiheit"
Beim Kratzen sieht sie noch nicht, was dabei entsteht. Mal sind die Striche dicht nebeneinander, mal sind es nur wenige Linien. Die Technik braucht viel Energie, sagt die Künstlerin. Diese Energie steckt in den Bildern und ist förmlich zu sehen.
Wenn sie malt, durchlebt Wieringa nacheinander ganz verschiedene Gefühle: "Von Fröhlichkeit bis zu einer kompletten Traurigkeit, wenn man einen Fehler macht. Und dann kann man sich selbst wieder glücklich machen, indem man das Problem wieder löst. Manchmal ist es pure Verzweiflung oder auch stetige Ruhe. Meistens fühle ich aber beim Malen eine Art von Freiheit."
Mal hellblau und weiß, mal tiefes Rot und Magenta
In der nächsten Schicht kommt bei ihr deckende Ölfarbe auf ein Bild. Mal hellblau und weiß und bei einem Bild in ihrer Ausstellung ein tiefes Rot und Magenta. Die rote Wolke erinnert an Blut. Beim ersten Ansehen hat das Werk etwas Brutales. Wieringa sieht darin eine Mischung aus warmem Heimatgefühl und Bedrohung durch die politische Lage.
"Im vergangenen halben Jahr habe ich so viel Gewalt gesehen und ich hatte das Bedürfnis, dafür einen Platz zu finden. In diesem Werk verwandele ich das aber auch ins Gegenteil. Ich finde hier ist auch etwas Blühendes, Glühendes und Beruhigendes zu sehen", erklärt die Künstlerin.
"under warm wings, round eggs" - extra für Emden geschaffen
Die Anfang Dreißigjährige hat die Reihe "under warm wings, round eggs" extra für die Ausstellung in Emden geschaffen. Der Titel stammt aus einem Gedicht der US-amerikanischen Science-Fiction-Autorin Ursula K. Le Guin über die Heimat einer fiktiven Spezies. Es ist die bisher größte Schau Wieringas. Die Einzelausstellung steht in einer Reihe, die die Kunsthalle im zweijährigen Turnus zeigt. Jetzt zum zweiten Mal.
Jedes Land hat seinen eigenen Kanon von Kunst, der normalerweise gezeigt wird, sagt Museumsdirektorin Lisa Felicitas Mattheis. Sie will dem etwas entgegensetzen: "Das heißt, Sie fahren hier jetzt 40 Kilometer in die Niederlande und sehen absolut andere Positionen, die Sie in Deutschland nicht sehen. Es ist eben auch Teil unseres Selbstverständnisses, nicht nur zu reproduzieren, was in Deutschland immer und überall zu sehen ist, sondern eben genau an dieser Kanonisierung zu arbeiten und da eben auch ein bisschen frischen Wind reinzubringen."
Die Werke von Lotte Wieringa im Atrium der Kunsthalle setzen einen spannenden Akzent. Eine intuitive Malerei, die viel Raum lässt für Assoziationen. Kunst, die man vor Ort erleben sollte, denn erst da entfaltet sie ihre Wirkung.
Kunsthalle Emden zeigt Lotte Wieringa
Die Niederländerin präsentiert ihre Bilder aus der Reihe "under warm wings, round eggs".
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- Ausstellung
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- Ende:
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Kunsthalle Emden
Hinter dem Rahmen 13
26721 Emden - Preis:
- 10 Euro
- Öffnungszeiten:
- Sonnabend, Sonntag & Feiertage 11 bis 17 Uhr
Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
Montag geschlossen