Millerntor Gallery: Wasser und Müll im Fokus der Streetart
Die Heimstätte des FC St. Pauli ist wieder in die Millerntor Gallery verwandelt worden - für den guten und sehr wichtigen Zweck: Es geht um Geld für Projekte von Viva con Agua. Das Motto dahinter: Mit Kunst und Kultur ist es wie mit sauberem Trinkwasser - sie sollte für alle verfügbar sein.
Vor gut einem Monat ging es los: Hunderte von ehrenamtlichen Hamburgerinnen und Hamburgern sind mit weißen Farbeimern ins Stadion am Millerntor gezogen - nicht um damit zu kicken, nein: um die Wände unter der Süd- und Haupttribüne weiß zu streichen und damit freie Fläche für Kunst aus der ganzen Welt zu schaffen.
19 Euro Eintritt - zugunsten von Viva con Agua
Da wo normalerweise die Gästefans bei den Spielen des FC St. Pauli gröhlend ins Stadion strömen, geht es rein in die Millerntor Gallery: 19 Euro Eintritt für die globalen Trinkwasserprojekte von Viva con Agua. Natürlich geht es auch in den Kunstwerken, vor allem sind das große Wandbilder, um das Thema Wasser.
"Das Motto in diesem Jahr ist 'making waves - the Power of Water'", erklärt Agnes Fritz und zeigt auf Werke von Jack Lack und Fesa. "Das sind zwei Street Artists, die großflächige Hände malen und das Wasser läuft dadurch und hier geht es um den Wasserverbrauch und dass wir sorgsam mit dem Wasser umgehen sollen."
Auch die 85-jährige Streetart-Oma ist wieder dabei
Ein globales Thema, das uns alle angeht - und ein dazugehöriges Festival für alle, das soll die Millerntor Gallery sein, so Fritz. "Wir haben die Kids Corner und wir haben wie jedes Jahr unsere 85-jährige Streetart-Oma, die hier sogar ihren Geburtstag feiert - also jeder kann kommen!"
Vor Ort kann dann jeder auch ein Wandbild der Hamburger Künstlerin Dave angucken - und damit spielen: "Wir stehen hier vor meiner Wand, da sieht man zwei Mädels drauf, die Seifenblasen pusten. Das ist das Bild dafür, dass ich meine Meinung und positive Nachrichten in die Welt blasen soll", erläutert Dave. Das ganze ist interaktiv mit QR Codes gestaltet, die den Betrachter quasi in das Bild bringen. "Dann kannst du durch die Seifenblasen durchwandern", sagt Dave.
Weltweit Müll fotografiert: Unterschiede im Wegwerfen
Weiter Richtung Südtribühne findet sich die Kunst des Hamburger Fotografen Simon Puschmann. Der fotografiert für sein Projekt "wastelands" weltweit Müll - auch im Stadion des FC St. Pauli. "Da hab ich direkt nach dem Abpfiff gegen Jahn Regensburg 60 Minuten lang Müll gesammelt. Da ist nichts gephotoshopped, ich sammele das, fotografiere das immer gleich mit 80mm Brennweite, weil ich will, dass so eine Vergleichbarkeit entsteht", sagt Puschmann. "Was ich spannend finde, sind die verschiedenen Kulturen: In Amerika findest du kaum Alkohol, aber viel Essen, in Deutschland dagegen wenig Essen, viel Alkohol."
Und noch mehr Eigenständigkeitsmerkmale gibt es. So seien in Deutschland häufig leere Jägermeister-Flaschen zu finden, in London Smirnoff-Flaschen und in Frankreich Wein. "Das finde ich spannend", sagt Puschmann. Aber: "Vor allem ist es natürlich eine Kritik. Ich sage: Produziert weniger Müll, kauft schlauer ein und nehmt es bitte wieder mit nach Hause!"
Bilder kann man auch kaufen
Puschmanns Müllbild kann man kaufen, genau wie viele der anderen ausgestellten Objekte. Der Erlös geht zu mindestens 50 Prozent an Viva con Agua. Etwa 20.000 Besucher werden bei dieser mittlerweile schon 11. Millerntor Gallery erwartet. Die Ausstellung hat noch bis Sonntag geöffnet, teilweise bis Mitternacht.