documenta-Direktorin Schormann wehrt sich gegen Kritik
Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta, wehrt sich gegen die anhaltende Kritik am Umgang der Kunstausstellung mit den Antisemitismusvorwürfen. Man handele und kläre im Sinne der "documenta fifteen" auf.
Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, hat den Umgang der Weltkunstschau mit den Antisemitismus-Vorwürfen verteidigt. In einer auf der Homepage der documenta veröffentlichten Erklärung betonte sie die Freiheit der Künstlerischen Leitung und berichtete von deren Sorge, in Deutschland nicht willkommen zu sein.
Netzwerk aus Beratern prüft Verdacht auf weitere mögliche antisemitische Inhalte
Die Koordination der Überprüfung der Ausstellung auf mögliche weitere antisemitische Inhalte habe das documenta-Archiv übernommen, das dazu ein Netzwerk aus externen Beratern aufgebaut habe, erläuterte Schormann. Für weitere in den Fokus geratene Werke sei eine Sichtung bereits erfolgt. Das entfernte Wimmelbild "People's Justice" der indonesischen Gruppe Taring Padi, in dem antisemitische Darstellungen zu sehen waren, sei von Experten inzwischen auch juristisch bewertet worden. Eine Strafbarkeit sei laut dem Urteil der Fachleute nicht gegeben.
Nach öffentlichen Protesten war das Werk "People's Justice" wegen antisemitischer Motive wenige Tage nach Ausstellungsbeginn im Juni zunächst mit Tüchern verhängt und kurz darauf auf Beschluss des documenta-Aufsichtsrates aus der Kunstschau entfernt worden. Der Vorfall löste massive Kritik an der Generaldirektorin aus, auch weil den Mitgliedern des Künstlerkollektivs "Ruangrupa" als documenta-Kuratoren bereits vorher vorgeworfen worden war, auch Organisationen einzubinden, die antisemitisch seien.
Schormann widerspricht Meron Mendels Behauptung
Schormann erklärte am Dienstag, bereits im Januar, als erste Vorwürfe laut wurden, hätten die künstlerische Leitung und die mittlerweile 1.500 Künstler ein externes Expertengremium zur Überprüfung abgelehnt, da sie sich unter Generalverdacht gestellt sahen und eine Zensur fürchteten. "Insofern gab es bereits im Januar eine deutliche Abwehrhaltung gegenüber Eingriffen in die Kunst", schreibt sie in der Stellungnahme.
Schormann widerspricht zudem Darstellungen von Meron Mendel, Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, der als Berater vorgesehen war und vor wenigen Tagen seine Mitarbeit aufgekündigt hatte. Seine jüngst erhobene Behauptung, es habe zwei Wochen lang keinen Kontakt mit der documenta gegeben, treffe nicht zu, erklärte sie. Die Direktorin des documenta-Archivs, die für die Koordination zuständig war, habe durchgehend Kontakt mit Mendel gehabt.
Zeitungsbericht zeigt Israelkritik von mehr documenta-Beteiligten als bekannt
Unterdessen berichtet die Tageszeitung die "Welt" , dass es mehr israelkritische Verstrickungen von documenta-Beteiligten gäbe als bislang bekannt. Mindestens 84 Teilnehmer der diesjährigen documenta hätten "Aufrufe zum Israel-Boykott unterschrieben". Darunter seien 17 Mitarbeiter des Kunstfestivals aus der künstlerischen Leitung, der kuratorischen Assistenz, der Programmkoordination sowie aus dem Beirat und weitere 67 Kunstschaffende, Aussteller und Kuratoren, die Teil der auf der documenta ausstellenden Künstlerkollektive seien. Das habe "ein Abgleich von 2.276 Beteiligten des Kunstfestivals mit den Unterzeichnern sieben israelfeindlicher Briefe und Boykottaufrufe ergeben".
Unter den fraglichen Briefen ist laut "Welt" ein "Brief gegen Apartheid" vom Mai 2021, in dem der Staat Israel als kolonialistisches Apartheidregime verunglimpft werde. Bislang sei bekannt gewesen, dass 20 documenta-Teilnehmer Aufrufe zum Israel-Boykott unterstützt hätten. Bereits Wochen vor Beginn der documenta fifteen hatte es eine Debatte über die Israel-Boykott-Bewegung BDS gegeben, der Teile des die Ausstellung kuratierenden Künstlerkollektivs Ruangrupa nahestehen sollen.