Was macht eigentlich eine Meme-Künstlerin, Sveamaus?
Memes - das sind bearbeitete Bilder mit prägnanten Sprüchen, die zum Beispiel bei Instagram oder via Whatsapp verbreitet werden. Die Künstlerin Svea Mausolf alias Sveamaus ist damit sehr erfolgreich.
Svea Mausolf kommt eigentlich aus der Bildenden Kunst. Sie hat Fotografie an der Folkwang Universität in Essen studiert, widmete sich anschließend der Malerei - doch das ist Geschichte. Die in Köln lebende Künstlerin bewegt sich heute gar nicht mehr in der, wie sie sagt, konventionellen Kunstszene: "Ich mache jetzt hauptsächlich Memes fürs Internet und habe den Pinsel sozusagen an den Nagel gehängt."
Massenhafte Verbreitung via Social Media
Als Sveamaus - ihr Künstlername, eine Kreation aus ihrem Vor- und Nachnamen - postet sie seit ungefähr zwei Jahren Memes auf Instagram. Also verfremdete Bilder aus dem Netz, die mit kurzen, meist lustigen Texten versehen sind. Diese Bilder werden dann über Social Media geteilt und verbreiten sich massenhaft und rasend schnell, eine der essentiellen Eigenschaften von Memes. Sie dienen der Unterhaltung, aber dahinter steckt oft auch eine politische Aussage. Sveamaus erreicht mit ihren sozialkritischen, aber humorvollen Memes mittlerweile knapp 120.000 Follower.
"Ich habe mittlerweile schon so etwas wie Handlungsstränge, Charaktere und Themengebiete, die ich benutze und mit denen ich mich wohl fühle", erzählt die Künstlerin. "Wir werden uns die Eigentumswohnung in Hamburg nicht mehr leisten können" steht da zum Beispiel auf einem Meme, das ein theatralisch jammerndes Pärchen zeigt. Eine klare Anspielung auf die Elterngeld-Debatte, bei der im Raum steht, dass die Leistungen für Familien, die mehr als 150.000 Euro im Jahr verdienen, gestrichen werden. Der Aufschrei bei den Besserverdienenden war groß.
Meme zur Elterngeld-Debatte: "Die haben mich zerfleischt"
"Daraufhin hat sich die Elterngeld-Bubble auf mich gestürzt und mich zerfleischt, nur weil ich das humoristisch kommentiert habe", erzählt Sveamaus. "Ich habe im Netz gezielt nach Bildern gesucht, auf denen sich Pärchen streiten. Ich gucke mir dann die besten raus und speichere mir zehn, zwölf, mit denen ich arbeiten kann. Dann gehe ich ins Verschriftlichen des Gags und setze da den Spruch drauf."
Die Bilder, die Sveamaus online in Bilddatenbanken findet, sind meist schlecht aufgelöste Fotos und Selfies; absurde Darstellungen überproportional muskulöser Männerfiguren oder Bockwürste, die von der Decke baumeln. Ihr Algorithmus funktioniere da schon ziemlich gut, meint die Künstlerin. Einfach nur einen Spruch bei Twitter posten, sei ihr zu wenig: "Ich brauche das Bild als Vehikel für den Witz. Das ist mir schon sehr wichtig, weil es entstehen dann ja auch Bilder und Assoziationen in den Köpfen - und damit spiele ich total gerne."
Memes gegen Unterdrückung und die Mächtigen
Die bissigen Memes von Sveamaus zielen ab aufs Patriarchat, Politikerinnen und Politiker wie Angela Merkel oder Markus Söder werden karikiert und auch Akteure aus dem Kunst- und Kulturbetrieb bekommen bei der 30-jährigen Künstlerin ihr Fett weg. Sveamaus richtet sich mit ihren Memes vor allem gegen die Mächtigen, gegen alle Formen von Unterdrückung: "Ich setze mich aufgrund meiner eigenen Homosexualität sehr mit LGBTQ+-Themen auseinander und mit Diskriminierung. Ich finde es super wichtig, da eine Bresche zu schlagen und dagegen mit Humor anzukämpfen, weil das auch oft sehr entwaffnend ist."
Geld hat sie damit bislang nicht verdient. Doch das soll sich jetzt ändern, mit einem Abreißkalender. Ob ihre Memes auch analog funktionieren? "Ich bin erstaunt, wie gut sie funktionieren in dem Kalender. Wenn wir Kalender sagen, müssen wir das in meinem Fall auch ein bisschen in Anführungszeichen setzen, weil es offiziell ein Countdown ist. Denn ich habe da weder Wochentage noch ein echtes Datum drin. Ein Kalender ohne Wochenende fürs Büro ist in sich ja auch schon ein kleines Meme."
Memes statt Museum? "Im Internet findet gerade viel mehr statt"
Mit ihren Memes, egal ob analog oder digital, erreicht Sveamaus ein breites, teilweise auch "bildungsfernes" Publikum. Dieser inklusive Gedanke ist ihr sehr wichtig. "Kunst kann auch sehr ausgrenzend sein. Nicht jeder geht in die Galerie oder ins Museum - und im Internet findet gerade viel mehr statt. Ich kann dadurch auch ein Sprachrohr sein und auch wenn es weh tut Dinge beim Namen nennen."
Der Abreißkalender "Sveamaus' Büro-Countdown - wie ein Kalender, nur schlimmer" erscheint bei Voland & Quist und kostet 20 Euro.