Kunst neu interpretiert: Cranach als Inspiration für das Duo Ätna
Mit dieser Frage beschäftigt sich die neue NDR Kultur Dokumentarfilm-Reihe "Inspired", die in der ARD Mediathek angeschaut werden kann. Inéz und Demian von der Band Ätna haben sich der Challenge gestellt. Ihr Musikstil lässt sich grob in den Bereich Indie-Electro einordnen, ursprünglich kommen sie jedoch aus dem Jazz und haben auch schon zusammen mit der NDR Big Band gespielt. Bei Inspired sollten sie nun ein berühmtes Gemälde in einem Song neu interpretieren.
Bei euch ging es um das Ölgemälde "Der Sündenfall / Adam und Eva im Paradies" von Lucas Cranach dem Älteren. Wusstet ihr, was da auf euch zukommt?
Inéz: Wir wussten, dass uns ein Kunstwerk präsentiert wird, wir wussten aber nicht, welches. Und wir wussten, dass wir, davon inspiriert, einen Song schreiben sollen. Wir hatten auf jeden Fall große Lust dazu, aber weil wir nicht wussten, welches Kunstwerk es sein wird, waren wir sehr gespannt.
Und wie war das im ersten Moment, damit konfrontiert zu werden? Was ging da in euch vor?
Demian: Da gingen ganz viele Sachen in mir vor. Vor allem dachte ich, da ist so viel, was ich unserer Musik auf den ersten Blick gar nicht zurechnen würde, weil das Gemälde aus einer ganz anderen Zeit kommt. Durch die Beschäftigung war dann aber schon nach wenigen Minuten klar, dass es doch Ansatzpunkte und ästhetische Fragen gibt, die auch Cranach schon gestellt hat und die für uns Berührungspunkte darstellen könnten.
Die Doku begleitet euch dabei, wie ihr den Song komponiert. Was waren für euch die wichtigsten Aspekte, die ihr bei diesem berühmten Gemälde und dieser sehr bekannten Szene berücksichtigen wolltet?
Inéz: Ich hatte vor allem die Handlung vor mir. Das Bild kennt eigentlich nahezu jeder Mensch auf dieser Welt, deshalb fand ich es interessant, das zu hinterfragen und mir ein Szenario zu überlegen: Adam und Eva in der heutigen Zeit.
Demian: Vor allem das Thema Versuchung hat da mit reingespielt. Die beiden haben ihre Liebe oder auch das Gewahrwerden der Geschlechter und somit die Sterblichkeit in Kauf genommen, um zueinander zu finden. Da steckt so viel drin, weil diese Versuchungen, die wir ja selber auch kennen, - sei es vom Spielen, Essen, Trinken oder sonstigen Versuchungen, die einen vermeintlich weiterbringen, Dinge sogar versprechen oder vielleicht sogar zur Sucht werden, - einen Preis haben, den man später dafür zahlt. Ich finde, das ist eines der Bilder, die durch Adam und Eva gezeichnet werden. Hätten die beiden gewusst, was auf sie zukommt, ist die Frage, ob sie so entschieden hätten. Dann hätten sie vielleicht nicht von dem Apfel genascht.
Inéz: Religion spielt auch eine Rolle, darüber haben wir auf jeden Fall viel diskutiert. Aber ich hatte mir für den Text dann folgendes Szenario überlegt: Adam und Eva kommen aus dem Paradies auf die Erde. Sie stellen fest: "Das ist doof, das ist doof, ..." und zählen erstmal alles auf, was doof ist und was im Paradies viel besser war. Davon bin ich beim Songtext ausgegangen und das hat wirklich Spaß gemacht. Für mich waren die quasi erstmal unsterblich, damit die das alles beobachten können, die Entwicklung dieser Erde, nachdem das Paradies zu dieser Erde geworden ist, die sie jetzt ist.
Was waren die schwersten Momente bei dieser Aufgabe?
Demian: Häufig kommt die Musik, die wir machen, aus sehr persönlichen Beweggründen oder Inspirationen - Sachen, die einem eigentlich privat oder aus dem Inneren heraus passieren. Nun ist es ja für die Doku so, dass ein Vorschlag aus der Kunstgeschichte kommt. Sich darauf gefühlsmäßig einzulassen und da so einzusteigen, dass er ein Teil von einem wird, das ist eine sehr große Herausforderung, von der ich auch noch gar nicht sagen kann, ob sie im Vergleich zu den eigenen Stücken genauso gelungen ist oder nicht. Es ist auf jeden Fall ein Song dabei rausgekommen, der mir persönlich extrem gut gefällt.
Das Gespräch führte Eva Schramm.