Netzwerk junger Männer soll Frauen auf OnlyFans ausbeuten
Eine Recherche von STRG_F und Y-Kollektiv zeigt wie eine Gruppe junger Männer offenbar Frauen auf der Onlineplattform OnlyFans ausbeutet. Die Recherche wird am 18. September in der ARD-Mediathek veröffentlicht.
Die Recherche von STRG_F und Y-Kollektiv beginnt mit mehreren E-Mails: Drei Frauen weisen auf das Netzwerk "ChampLife" hin. Dieses solle systematisch Frauen ausbeuten. Die Webseite der Online-Community verspricht potenziellen Mitgliedern durch Coachings mehr Selbstdisziplin, Erfolg bei Frauen und im Business. Die Gründer protzen mit ihrem vermeintlichen Reichtum. Die Botschaft dahinter ist: Werde Teil der Community, dann kannst du es auch schaffen. Nur die Frage, wie genau das funktioniert, bleibt offen.
Zusammen mit dem Y-Kollektiv haben sich Isabel Ströh und Timo Robben von STRG_F das Netzwerk angeschaut: Sie haben sich Zugang zu geschlossenen Telegram-Gruppen verschafft, haben hunderte Chatnachrichten ausgewertet, mit mutmaßlichen Tätern und Betroffenen gesprochen, um die Frage zu beantworten: Wie funktioniert das System "ChampLife"?
Hinter ChampLife steckt ein System
Eine Gruppe junger Männer beutet offenbar Frauen auf der Onlineplattform OnlyFans aus. Die Anleitung dafür bekommen sie nach Recherchen von STRG_F (NDR/funk) und des Y-Kollektivs (Radio Bremen/BR/ARD) in einem exklusiven Netzwerk namens "ChampLife". In Coachings lernen die Männer hier offenbar, wie sie Frauen in eine emotionale Abhängigkeit bringen können, um sie schließlich systematisch zur Erstellung sexualisierter und pornografischer Inhalte zu drängen, während die Männer die Kontrolle über die Accounts behalten. Ein Business, mit dem sich offenbar viel Geld verdienen lässt. "OnlyFans" ist ein soziales Netzwerk, auf dem Beiträge, Fotos oder Videos auch kostenpflichtig geteilt werden.
Männer wollen Gefühle von Frauen ausnutzen
Experten sprechen im Zusammenhang mit der bei ChampLife gelehrten Masche von der sogenannten "Loverboy-Methode", die zum Ziel hat, die Gefühle einer Frau ausnutzen, um sie gefügig zu machen. Das Y-Kollektiv hat drei junge Frauen getroffen, die sagen, dass sie von ChampLife-Mitgliedern ausgebeutet wurden - darunter eine heute 20-Jährige: "Ich habe tagelang geweint und habe angefangen, mich zu ritzen", erzählt sie im Interview. Ihr damaliger Freund - ihre erste Beziehung - habe sie zusehends unter Druck gesetzt: Sie sollte immer freizügigere Bilder bei OnlyFans hochladen. "Ich war ja seine einzige Einnahmequelle und er wollte unbedingt auch mit mir Geld machen und ich wollte eigentlich aufhören und das war einfach voll viel Druck."
Gründer vom ChampLife verdienen auch an Coachings
Die Gründer von ChampLife, die Brüder Nino und Elias Haralambidis, verdienen unter anderem daran, Coachings in Form von Videokursen an ihre Mitglieder zu verkaufen. Auf ihren sozialen Kanälen prahlen sie mit Reichtum und nennen den wegen Menschenhandels und Vergewaltigung angeklagten Influencer Andrew Tate als Vorbild. Tatsächlich gleicht die Gruppe in Struktur und frauenfeindlichen Inhalten stark den von Tate gegründeten Netzwerken wie der "Hustlers University". Zu den Vorwürfen gegen sie und ihr Netzwerk haben sich die ChampLife-Gründer nicht geäußert. Auch Andrew Tate ließ alle Fragen nach seiner Beziehung zu dem deutschen Netzwerk unbeantwortet. Die Plattform OnlyFans teilte auf Anfrage mit, "ChampLife" sei ihnen nicht bekannt. Grundsätzlich gelte: Es gebe intensive Identitätsprüfungen. Die Umsätze würden nur auf den Konten der Creator selbst landen.
Hintergrund der gemeinsamen Recherche des Y-Kollektivs und STRG_F waren mehrere Zuschriften von Frauen, die schlechte Erfahrungen mit den Mitgliedern des Netzwerks gemacht hatten. Die STRG_F-Recherche ist auf dem YouTube-Kanal von STRG_F und auf funk.net abrufbar.
Die Recherche des Y-Kollektivs wird am 18. September in der ARD-Mediathek veröffentlicht.