Thriller "Longlegs": Ein Film wie ein wahrgewordener Alptraum

Stand: 07.08.2024 06:00 Uhr

Oz Perkins präsentiert in seiner vierten Regiearbeit einen Film in der Tradition von "Das Schweigen der Lämmer", "Sieben" oder "Zodiac". Ein Mix aus Serienkiller-Thriller und Okkult-Horror.

von Anna Wollner

Die Messlatte legt der Horrorfilm "Longlegs" selbst hoch. "Der beste Serienkiller-Film seit 'Das Schweigen der Lämmer'", steht selbstbewusst im Trailer. Eine Referenz, ein Versprechen, das er erstmal halten muss. Um die Spannung, die der Film bis zum Ende kongenial hält, hier schon zu nehmen: Er schafft es!

"Longlegs": Gruseliges Katz-und-Maus-Spiel

"Longlegs" spielt mit der gleichen Prämisse wie "Das Schweigen der Lämmer". Die junge FBI-Ermittlerin Lee Harker, Typ Einzelgängerin, sozial unangepasst, bekommt einen neuen Fall auf den Tisch. Sie soll helfen, einen Serienkiller zu finden, der in den letzten 30 Jahren zehn Familien ausgelöscht hat. Das Muster ist immer gleich: Die Tat ist so inszeniert, als hätten die Väter ihre Familien getötet und sich dann selbst gerichtet. Bis auf eine Ungereimtheit, die an jedem Tatort gefunden wurde.

"Es lag immer ein Brief bei den Leichen. Wir haben zehn solcher Briefe. Über die letzten 30 Jahre. Und alle sind unterschrieben mit einem Wort: Longlegs." Filmszene

Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittlerin Harker und diesem mysteriösen "Longlegs", und langsam wird klar, dass die beiden eine persönliche Verbindung haben.

Faszination für diese Bestie

Oz Perkins, Sohn von Norman Bates-Darsteller Anthony Perkins, präsentiert in seiner vierten Regiearbeit einen Film in der Tradition von "Das Schweigen der Lämmer", David Finchers "Sieben" oder "Zodiac". Die Angst sowie Faszination zugleich bauen sich ganz langsam auf. "Longlegs", bis zur Unkenntlichkeit verändert gespielt von Nicolas Cage, wird in der ersten Hälfte des Films ganz langsam etabliert. Es sind immer nur wenige Augenblicke - Details wie sein Profil, sein Mund, seine Haut, sein Haar -, die zu sehen sind und den Grusel bringen. Die Faszination für diese Bestie, die Faszination für den Serienmörder kommt langsam, kommt durch die geschickte Kameraarbeit mit vielen langsamen Fahrten und Zooms. Das Filmformat wechselt zwischen 4:3 und 16:9, die Bilder sind mal gestochen scharf, mal grobkörnig. Perkins wagt den Mix aus Serienkiller-Thriller und Okkult-Horror.

"Longlegs" spielt gekonnt mit dem Ton, der Musik, dem Schnitt, der privaten Verbindung zwischen Ermittlerin und Serienmörder. Gerade das Finale ist ein Moment, den man nicht nur sieht, sondern aufgrund des erhöhten Pulses auch fühlt. Ein Film wie ein wahrgewordener Alptraum - im Positiven.