"Oppenheimer": Nolans Epos um Atomphysiker gewinnt sieben Oscars
In "Oppenheimer" mit Cillian Murphy, Matt Damon und Emily Blunt zeichnet Christopher Nolan ein widersprüchliches Bild des Physikers Robert Oppenheimer. Der Film hat bei den Oscars 2024 sieben Trophäen gewonnen.
Christopher Nolan, Regisseur von Kultfilmen, wie der "Batmantrilogie" mit Christian Bale in der Hauptrolle, "Inception", "Interstellar" oder "Tenet", hat eine Vorliebe für gebrochene Helden - Leinwandhelden jenseits der Norm. Dass ausgerechnet er das Leben von Robert Oppenheimer verfilmt, ist in sich konsequent. Für "Oppenheimer" erhielt er seinen ersten Oscar überhaupt - als bester Regisseur sowie die Königstrophäe für den besten Film. Ausgezeichnet wurden außerdem Cillian Murphy als bester männlicher Hauptdarsteller und Robert Downey Jr. den als bester Nebendarsteller. Auch in den Kategorien beste Kamera, bester Schnitt und beste Musik räumte "Oppenheimer" ab.
Herausragender Wissenschaftler in ethischer Zwickmühle
Basierend auf der Biographie "American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer" erzählt Nolan von diesem herausragenden Chemiker, Physiker und Pionier der Quantenmechanik, dem Vater der Atombombe. Die Geschichte von Oppenheimer, vor allem wie Nolan sie erzählt, steckt voller Widersprüche und ethischer Zwickmühlen.
Wir stellen uns eine Zukunft vor. Und unsere Vorstellungen schockieren uns. Aber sie werden sie erst fürchten, wenn sie sie verstehen. Zitat Trailer: "Oppenheimer"
Drei Zeitebenen meisterhaft verflochten
Nolan, ein Meister im Spiel mit der filmischen Zeit erzählt hier auf drei Zeitebenen, die sich elliptisch immer wieder treffen und voneinander entfernen. Eine Ebene beschreibt Oppenheimer und seine Arbeit am Manhattan-Projekt, dem streng geheimen Bau der Atombombe in New Mexico im Wettlauf gegen die Zeit und gegen die Nazis.
Wir haben nur eine Hoffnung. Amerikas ganze Industriemacht und Wissenschaftliche Innovation laufen hier zusammen. In einem Geheimlabor. Keiner darf raus, bis es vollbracht ist. Zitat Trailer: "Oppenheimer"
Weltuntergang mit einem Knopfdruck
Immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sie eventuell die Welt zerstören könnten.
Heißt es, es besteht das Risiko, dass wir auf den Knopf drücken und die ganze Welt vernichten? Dieses Risiko liegt bei nahezu null. Nahezu null? Was erwarten sie von der bloßen Theorie? Null wäre schön. Zitat Trailer: "Oppenheimer"
Die zweite Ebene ist eine Sicherheitsanhörung im Jahr 1954, mitten in der Mc-Carthy-Ära, bei der dem Wissenschaftler eine Nähe zum Kommunismus vorgeworfen wurde und ihm die Sicherheitsgarantie entzogen wurde.
Rückblick in schwarz-weiß
Die dritte Ebene: eine Anhörung von Lewis Strauss, dem Mitbegründer der US-Atomenergiekommission und Gegner Oppenheimers, gespielt von Robert Downey Junior – visuell abgegrenzt erzählt in schwarz-weiß.
Nolan, der den Film mit Imax-Kameras auf 70 mm gedreht hat, gelingt der Coup des ständigen Perspektivwechsels auf einen Mann, der schwer zu greifen ist. Oppenheimer, das zeigen alle drei Ebenen, war kein einfacher Mensch. Die Zeit nach dem Manhattan-Projekt gibt eine Außensicht auf seine Arbeit und sein Vermächtnis. Seine aufkommenden Zweifel sind unterlegt mit suggestiven, surrealen Bildern als Einblicke in seine innere Welt.
Tiefgründige Charakterstudie mit berühmtem Cast
Getragen von einem groß aufspielenden Cast um Cillian Murphy als Oppenheimer, Matt Damon, Emily Blunt, Florence Pugh und Robert Downey Junior gelingt Nolan eine tiefgründige Charakterstudie und ein ausuferndes Epos zugleich. Ein grandioser Film über das moralische Dilemma eines Mannes, der die Welt verändert hat.
Oppenheimer
- Genre:
- Thriller
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Großbritannien, USA
- Zusatzinfo:
- Mit Cillian Murphy, Matt Damon, Emily Blunt, Florence Pugh, Robert Downey Junior
- Regie:
- Chistopher Nolan
- Länge:
- 180 Minuten
- FSK:
- 12
- Kinostart:
- 20.07.2023