"Die Fotografin": Kate Winslet glänzt als Kriegsreporterin Lee Miller
Lee Miller wurde in den 1920er-Jahren als Model berühmt, im zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Kriegsreporterin an der Front. Das Biopic "Die Fotografin" ist ein Porträt über eine eindrucksvolle Frau.
Es ist ein ikonisches Foto: Eine nackte Frau in einer gekachelten Badewanne, vor ihr stehen ausgetretene, dreckige Stiefel auf dem Boden, links im Hintergrund ein Porträt von Adolf Hitler. Es ist tatsächlich die Badewanne Hitlers in der Prinzregentenstraße 16 in München, die Frau die Kriegsfotografin Lee Miller, eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts.
Als Kriegsreporterin an der Front
Es sind nicht nur Fotos, es sind historische Zeitdokumente, Bilder, die ins Mark gehen, die vor einer älteren, vom Alkohol gezeichneten Frau auf einem Wohnzimmertisch verstreut liegen. Das Gespräch mit einem vermeintlichen Journalisten weckt in ihr die Erinnerungen:
"Du denkst, ich wäre in den Krieg gegangen, um mir einen Namen zu machen?"
"Das habe ich nicht gesagt."
"Doch, hast du."
"Ich will dich hier nicht verhören."
"Alle Interviews sind Verhöre. Die guten jedenfalls."
Filmszene
Die Frau ist Lee Miller, gespielt von Kate Winslet: ehemaliges "Vogue"-Model, Muse des Fotografen Man Ray, Kriegsfotografin für die "Vogue". Genau davon, von ihrer Zeit als Frau mit der Kamera an der Front, erzählt der Film, der von seiner Hauptdarstellerin auch produziert wurde. Die Zuschauenden lernen sie in Rückblicken kennen, im Urlaub mit Freunden in Südfrankreich 1938. Dort lernt sie ihren späteren Mann kennen, den Kunsthändler Roland Penrose, und folgt ihm nach London.
Dort heuert sie bei der britischen "Vogue" als Fotografin an, mitten im Zweiten Weltkrieg, reist - weil es unter britischer Flagge als Frau nicht erlaubt ist - mit amerikanischem Auftrag als Reporterin an die Front und fotografiert. Gemeinsam mit ihrem Kollegen David Scherman ist sie bei der Befreiung von Paris dabei, schleicht sich in Hitlers verlassene Wohnung, ist als eine der ersten Alliierten in den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau und dokumentiert die Gräueltaten der Nazis.
Kate Winslet: "Lee Miller war so viel mehr"
"Die Fotografin" ist kein klassisches Biopic, keine klassische Heldenreise, nicht die Dramatik ihres Lebens steht im Vordergrund, sondern ihr Inneres. Kate Winslet hat über acht Jahre gemeinsam mit Lee Millers Sohn recherchiert, ihr persönliches Archivmaterial gesichtet, um sie besser greifen zu können. Dabei, so sagt sie im Interview, geht es ihr - und Regisseurin Ellen Kuras - vor allem um den weiblichen Blick: "Es ist die Perspektive, die wir sonst eher selten erzählt bekommen. Allein weil wir uns Frauen in diesem Beruf überhaupt nicht vorstellen können. Aber es gibt sie. Das hat mich so gereizt. Die Geschichte einer Frau zu erzählen, die immer als Ex-"Vogue"-Model beschrieben wurde, als ehemalige Muse des Fotographen Man Ray. Aber das war nur ein kleiner Ausschnitt ihres Lebens. Sie war so viel mehr."
Winslet spielt sie mit einer unglaublichen Präsenz, mal getrieben, selbstbewusst und souverän, mal verletzlich und scheu, mit allen Höhen und Tiefen des Lebens - und immer ehrlich. Eigenschaften, die sich auch in ihren Fotos widerspiegeln. "Die Fotografin" ist ein Film über eine Frau, die endlich die Ehre und Aufmerksamkeit bekommt, die sie schon zu Lebzeiten verdient hätte.
Die Fotografin
- Genre:
- Biopic, Drama, Krieg
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Vereinigtes Königreich
- Zusatzinfo:
- mit Kate Winslet, Andy Samberg, Alexander Skarsgård u.a.
- Regie:
- Ellen Kuras
- Länge:
- 117 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 19. September 2024