"Beetlejuice Beetlejuice": Charmante Fortsetzung der Gruselkomödie
35 Jahre nach Tim Burtons "Beetlejuice" hat sich der Kultregisseur ein Herz gefasst und von seiner Gruselkomödie eine Fortsetzung gedreht. Darin verhandelt er Themen wie Vergänglichkeit, Altern und Familie.
Es ist der gleiche, wohlig-vertraute Auftakt wie im Original. Zum Score von Danny Elfman fliegt die Kamera über das verschlafene Städtchen Winter Town in New England und bleibt am Turmzimmer des Holzhauses der Familie Deetz hängen.
"Meine Mutter ist hier aufgewachsen, in dem alten Haus auf dem Hügel."
"Was? In dem Geisterhaus? Ist deine Mutter Lydia Deetz?"
"Unglücklicherweise, ja."
"Sie ist eine Legende."
Filmszene
Tim Burton kehrt zu seinen Wurzeln zurück
Eine Legende ist nicht nur Lydia Deetz, gespielt 1988 und 2024 von Winona Ryder, eine Legende ist mittlerweile auch Regisseur Tim Burton. Ein Regisseur, der das verschrobene, knallig-bunt Morbide liebt wie kein anderer. Und der hier ein Stück weit zu seinen Wurzeln zurückkehrt - zu seiner eigenen Verwunderung: "Ich habe angefangen, über die Figur der Lydia nachzudenken und mich gefragt, was aus ihr wohl geworden ist, wie es ihr die letzten 35 Jahre ergangen ist. Das hat mich zu meinem eigenen Leben gebracht, der Frage, wie sich das Leben verändert, wenn man Kinder hat, Beziehungen. Auf einmal war es ein sehr emotionaler Film, ein verrückter Familienfilm. Ich wollte keine große Fortsetzung nur um des Geldes wegen, das ist nicht meine Art. Ich habe den Film aus sehr persönlichen Gründen gemacht."
Im Reich der Toten
Es sind persönliche Gründe, die Burton in der Geschichte aufgreift. Lydia, mittlerweile Medium und Moderatorin einer paranormalen Fernsehshow, hat sich von ihrer Teenagertochter entfremdet - großartig gespielt von "Wednesday"-Star Jenna Ortega. Bei der Beerdigung ihres Vaters, der auf absurde Art und Weise bei einer Vogelbeobachtungsexkursion ums Leben kam - er wurde von einem Hai enthauptet -, versammelt sich die ganze Familie, und Lydia wird plötzlich von Beetlejuice-Visionen heimgesucht, bis er, nach dreimaligem Nennen seines Namens, auf der Matte steht.
In "Beetlejuice Beetlejuice" gibt es jede Menge liebevoll verschrobene Fantasie. Denn das Reich der Toten, in das Beetlejuice über Umwege die ganze Familie Deetz mitnimmt, ist nicht horrormäßig schwarz-weiß, sondern voller überbordender Fantasterei.
"Du musst mir helfen, meine Tochter zu retten."
"Aber woher weiß ich, dass du Wort halten wirst?"
"Ich schwöre bei der Seele meiner toten Mutter."
Filmszene
Handgemachte Effekte und umwerfende Kostüme
Tot sind hier viele, einige auch in ihren Einzelteilen, wie Beetlejuice‘ Ex-Geliebte Dolores, die gleich zu Beginn in guter alter Frankenstein-Manier Körperteil für Körperteil ihren auseinandergenommenen Körper neu zusammensetzen und zusammentackern muss. Die Effekte sind dabei - in guter alter Tim-Burton-Manier - überwiegend handgemacht, und das macht auch den Charme dieser verschrobenen Gruselfamilienkomödie aus. Die Kostüme der vierfach oscargekrönten Kostümbildnerin Colleen Atwood sind umwerfend, die Geister mal in Stop Motion animiert, mal als aufwendige mechatronische Handpuppen.
Überzeugende Schauspieler-Crew
Der alte Cast um Michael Keaton, Winona Ryder und Catherine O’Hara legt dabei die gleiche Spielfreude an den Tag wie die Neuzugänge um Jenna Ortega, Monica Belluci oder Willem Dafoe. "Beetlejuice Beetlejuice" verhandelt mit seinem morbiden Charme und den wohl schrägsten Hochzeits- und Beerdigungsszenen des Kinojahres Themen wie Vergänglichkeit, Altern und Familie. Und ist immer dann am besten, wenn Tim Burton seine grenzenlose Fantasie voll ausleben darf.
Beetlejuice Beetlejuice
- Genre:
- Komödie, Fantasy, Horror
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- mit Michael Keaton, Winona Ryder, Jenna Ortega u.a.
- Regie:
- Tim Burton
- Länge:
- 104 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 12. September 2024