Komponist Peter Thomas: Der Sound von "Raumpatrouille Orion"
Ob Raumpatrouille Orion, Edgar Wallace oder Jerry Cotton: Zu etwa 600 Filmen hat Peter Thomas Musik geschrieben. Mit seinem ganz eigenen Sound hat er dem deutschen Kino der 60er- und 70er-Jahre seinen Stempel aufgedrückt.
Peter Thomas ist ein musikalischer Tausendsassa, einer der vielseitigsten Filmkomponisten überhaupt und ein visionärer Vordenker. Sein Sohn Philip Thomas verwaltet seit dem Tod seines Vaters im Jahr 2020 dessen musikalisches Erbe. "Ich denke, das Besondere an der Musik meines Vaters ist, dass sie zu einer Zeit entstand, als Ideenreichtum und knappe finanzielle Mittel dazu geführt haben, dass besonders viel Kreativität von den Künstlern abverlangt wurde", sagt er.
Einen kreativen Querkopf mit tollen und verrückten musikalischen Ideen - so nennt ihn Björn Wagner, Kopf der Funk-Band "The Mighty Mocambos", der mit Peter Thomas Musik gemacht hat. "Sie hat immer auch was Schrilles, was Lustiges". Und sie lässt sich nie in nur eine Sound-Schublade ablegen, betont Philip Thomas. "Da haben wir von der Marschmusik zur Big Band zu den feinen Balladen alles Mögliche abgedeckt. Und ich denke, das macht ihn so besonders."
Edgar-Wallace-Filme mit Schreien und Schüssen
Vom Space-Sound der Raumpatrouille Orion über Easy-Listening-Bar-Jazz-Themen bis zum Thriller-Jazz der Jerry Cotton-Reihe. "Ich finde die Musik originell und ich finde sie gleichzeitig aber auch eingängig", sagt Manja Malz vom Hamburger Kino Metropolis. Elmar Podlasly, ebenfalls vom "Metropolis", ist fasziniert von der Experimentierfreude des Komponisten. "Weil er immer wieder versucht hat, neue Töne zu finden, mit Hall, mit Geräuschen, bei den Edgar Wallace-Filmen mit Schreien und Schüssen und allem Möglichen", betont Podlasly.
Kassenschlager und Geheimtipps im Hamburger "Metropolis"
Manja Malz und Elmar Podlasly haben Peter Thomas eine Retrospektive gewidmet, eine besondere Ehre für einen Filmkomponisten, denn meistens stehen Regisseure oder Schauspieler im filmischen Fokus. Bis Mitte April zeigt das Hamburger Kino Metropolis insgesamt 25 Filme, die Peter Thomas musikalisch untermalt hat. "Wir haben vor allem darauf geachtet, dass wir eine möglichst gute Genre-Vielfalt haben. Er hat ja sehr viele Filme vertont: Thriller, Krimi-Komödie, Erotik-Drama, Erotik-Komödie, aber auch Science-Fiction und Western", erklärt Manja Malz. "Eine gute Zusammenstellung aus Kassenschlagern und unbekannten Geheimtipps", sagt Elmar Podlasly.
Söhne sprechen über Zusammenarbeit von Tremper und Thomas
Nebenbei erzählen diese Filme, die größtenteils in den 60er-Jahren entstanden sind, auch viel über die alte Bundesrepublik. Einer der Höhepunkte der Filmreihe ist am 16. März, wenn die Hamburger Kinemathek drei Will-Tremper-Filme hintereinander zeigt: "Flucht nach Berlin", "Die endlose Nacht" und "Playgirl". Manja Malz freut sich besonders, dass der Sohn von Will Tremper, Timothy Tremper kommt und auch Philip Thomas. "Ich glaube, das wird wirklich sehr spannend, wenn die beiden Söhne über die Zusammenarbeit ihrer beiden Väter sprechen."
Musik aus "Derrick" und "Der Alte" als Library Records
Peter Thomas hat sich frühzeitig Gedanken um sein musikalisches Erbe gemacht. "Ich habe das ganz große Glück, dass mein Vater - als Preuße - zu Lebzeiten seine über 600 Filme bereits digital erfasst hat. Ich habe eine Festplatte mit fast mit fast einem Terrabyte Musik", erzählt Philip Thomas. Und das wiederum sorgt bei den zahlreichen Thomas-Fans regelmäßig für Euphorie. Auch in diesem Jahr gibt es einige Gründe zur Vorfreude. Denn im Herbst wird es drei neue Alben geben mit teilweise unveröffentlichten Stücken: aus seinem Edgar-Wallace-Schaffen, aus den Kult-Krimiserien "Derrick" und "Der Alte" und aus einigen Produktions-Platten, so genannten Library Records, die Thomas in den 70er-Jahren eingespielt hat.
Auch wenn es den Winnetou-Komponisten Martin Böttcher gab oder andere talentierte Filmmusik-Kollegen wie Rolf Wilhelm oder Gert Wilden. Für Björn Wagner und sicherlich unzählige andere Musikgenießer bleibt Peter Thomas schlicht und einfach "Der Beste".