Herbert Köfer: Ein Rentner-Dasein gibt es auch mit 100 nicht
Er ist der älteste aktive Schauspieler weltweit. Die Urkunde für diesen Rekord erhielt Herbert Köfer bereits im September 2017. Diesen Weltrekord hat der gebürtige Berliner weiter ausgebaut, denn am 17. Februar feierte er seinen 100. Geburtstag.
Kurz vor Weihnachten 1952 - am 21. Dezember - startete der Deutsche Fernsehfunk in Berlin-Adlershof sein Programm, und die erste Nachrichtensendung der "Aktuellen Kamera" wurde von ihm gesprochen: Herbert Köfer. Doch Nachrichtensprecher im eigentlichen Sinn war er nicht, sondern Schauspieler: "Ich habe 1940 meine erste Rolle in einem Theater im damaligen Schlesien gespielt, war da fest engagiert", erzählte Köfer vor wenigen Jahren im Gespräch mit dem Norddeutschen Rundfunk.
Mehr als 100 Filme in acht Jahrzehnten
1940 erster Bühnenauftritt, 1951 erste Nebenrolle in einem Spielfilm - es kamen weit über 100 Kino- und Fernsehfilme in insgesamt mehr als acht Jahrzehnten zusammen. Anfang Februar 2021 war der Schauspieler zuletzt zu sehen in "Krauses Zukunft" in der ARD, als Witwer, der wegen eines Braunkohle-Tagebaus sein Haus verlassen soll.
"Ich bin nicht so alt geworden, damit ich jetzt mein Haus verlasse. Wenn die Menschen ihre eigene Erde vernichten, dann können sie es auch mit mir tun." Filmzitat aus "Krauses Zukunft"
Einem breiten Fernsehpublikum wurde Herbert Köfer bereits in den 1950er-Jahren bekannt, als einer von drei Moderatoren der Fernseh-Unterhaltungsshow "Da lacht der Bär". Doch dann besetzte ihn Regisseur Frank Beyer in "Nackt unter Wölfen" als SS-Hauptsturmführer Kluttig: "Er hatte natürlich selber kleine Bedenken. Und so war es ja vorher - wenn mich Regisseure ansprachen auf dem DEFA-Gelände, Konrad Wolf zum Beispiel oder Wolfgang Kohlhase, uns sagten, 'Mensch wir haben so eine schöne Rolle für dich, aber das hat ja bei dir gar keinen Sinn. Wenn sie dich sehen, dann haben sie ganz andere Erwartungshaltungen.' Es war ein Versuch."
Vielbeschäftigter Darsteller bei der DEFA
Zwei Jahre nach diesem Erfolg spielte Herbert Köfer in der Hans-Fallada-Verfilmung "Wolf unter Wölfen" mit. "Für mich ist so ein Film (mit der Rolle) wie der Rittmeister von Studmann in Falladas 'Wolf unter Wölfen' eine meiner Lieblingsrollen. Ich habe diese Rolle wahnsinnig geliebt, den Rittmeister von Studmann."
Ob in der 1965 verbotenen DEFA-Produktion "Denk bloß nicht ich heule", im Indianerabenteuer "Tecumseh" oder in dem in Schwerin gedrehten Jugendfilm "Liebe mit 16" - Herbert Köfer gehörte bis Mitte der 70er-Jahre zu einem der meistbeschäftigten Darsteller bei der DEFA. Auch einen Kriminalinspektor, wie in "Mord am Montag" von 1968 an der Seite von Eberhard Esche, verkörperte Herbert Köfer. Später und auch nach der Deutschen Einheit folgten zahlreiche Rollen vor allem in Fernsehproduktionen.
Herbert Köfer: Ein Rentner-Dasein gibt es auch mit 100 nicht
Zu seinem runden Geburtstag, sagte Herbert Köfer, Altwerden sei nichts für Feiglinge. Er lese auch keine Todesanzeigen mehr, nachdem er festgestellt habe, dass in seinem Alter kaum noch einer stirbt. "Rentner haben niemals Zeit" - die erfolgreiche DDR-Fernsehserie von 1978 - wird immer mit dem Namen Herbert Köfer verbunden bleiben. Denn in den vergangenen Jahren präsentierte er sich mit dem gleichnamigen Theaterstück immer wieder einem breiten Publikum. Der Titel passt auch irgendwie zur gesamten Karriere des Berliners, für den es ein Rentner-Dasein nicht gibt. Zu seinem 100. wünschte sich Herbert Köfer, bei guter Gesundheit und viel Freude am Leben hier auf der Erde noch ein bisschen mitmischen zu dürfen.
"Krauses Zukunft" finden Sie in der ARD-Mediathek noch bis zum 5. August. Und der Film "Mord am Montag" ist bei YouTube in der DEFA-Filmwelt zu sehen.