"Die Insel der Zitronenblüten": Wiedersehen auf Mallorca
"Die Insel der Zitronenblüten", basierend auf einem spanischen Bestseller-Roman, ist ein Hochgesang auf Frauen-Solidarität. Hier werden parallel viele Problem-Baustellen beackert - fast schon im Telenovela-Modus.
Goethe schwärmte seinerzeit für das "Land, wo die Zitronen blühen" - womit er Italien meinte. Zitronenbäume wachsen aber auch auf Mallorca, wohin es heute viele Deutsche zieht. Und was könnte es für einen schöneren Film-Schauplatz geben?
Für die Ärztin Marina ist Mallorca ein Paradies, aus dem sie vertrieben wurde. Warum sie als Mädchen auf ein Festland-Internat geschickt wurde, versteht sie bis heute nicht. Warum sie mit ihrer älteren Schwester Anna seit 14 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, wird dem Publikum zunächst nicht erklärt. Eine überraschende Erbschaft, die beide Schwestern zusammen machen, nötigt sie zu einem Wiedersehen in der Heimat. Marina kommt direkt aus Afrika, wo sie als Ärztin bei einem Entwicklungshilfe-Projekt arbeitet. Anna hat sich nie von der Insel wegbewegt. Nun begegnen sie sich fast wie Fremde.
Warum die kürzlich verstorbene Bäckerin von Valldemossa ihnen ihr Geschäftshaus vermacht hat, ist den Schwestern schleierhaft. Sie kannten diese Lola nicht, die eine Freundin ihrer Großmutter war. Nun soll der Verkauf der Bäckerei schnell über die Bühne gehen. Das Geld teilen, zurück nach Afrika fliegen - das ist Marinas Plan. Aber irgendetwas hält sie auf der Heimatinsel. Eine Nähe, die sie nun doch wieder zur Schwester verspürt - und auch zu dieser traditionell mallorquinischen Backstube.
Gut gehütete Familiengeheimnisse
Nicht nur alte Rezepte werden in diesem Film ausgegraben, sondern auch gut gehütete Familiengeheimnisse. Denn Marina beschließt spontan, die Bäckerei zu behalten und Nachforschungen über die Besitzerin anzustellen. Bei Lolas langjähriger Mitarbeiterin aber beißt sie auf Granit.
"Sag mal, hat Dir Lola erzählt, warum sie nicht mehr in deren Elternhaus arbeiten wollte?"
"Geht das wieder los?"
"Hat es Probleme gegeben?"
"Ihre Mutter konnte sie nicht leiden. Reicht das?"
"Und wieso?"
"Das weiß ich nicht! Dann kam sie hier ins Dorf und ist geblieben. Und jetzt Schluss mit der Fragerei, verdammt!"
Filmszene
Hinter der schroffen Fassade verbirgt hier manche Frau ein mitfühlendes Herz. "Die Insel der Zitronenblüten", basierend auf einem spanischen Bestseller-Roman, ist nämlich ein Hochgesang auf Frauen-Solidarität. Die Männer machen dabei eine weniger gute Figur. Als Anna gesundheitliche Probleme bekommt, steht Marina als Schwester wieder fest an ihrer Seite. Und mit ihrem Traum, ein mutterloses afrikanisches Baby zu adoptieren, findet Marina umgekehrt bei Anna großes Verständnis. Sie hat vor ihrer Abreise dieses Kind noch selbst per Kaiserschnitt zur Welt geholt und die Mutter sterben sehen. Seither geht ihr das kleine Mädchen nicht mehr aus dem Kopf.
"Die Insel der Zitronenblüten": Berührende Momente trotz Soap-Feeling
Ja, hier werden parallel ganz schön viele Problem-Baustellen beackert - fast schon im Telenovela-Modus. Auch die Dialoge klingen zuweilen nach spanischer Fernseh-Soap. Aber die Momente, in denen die Schwestern ihre innige Verbindung zueinander wieder entdecken, sind berührend. Und gegen Feuer beheizte Brot-Backöfen, schmucke Landhäuser und felsumrahmte Buchten als Motive ist ja auch nichts einzuwenden. Für eine imaginäre Mallorca-Reise an kalten Wintertagen reicht "Die Insel der Zitronenblüten".
Die Insel der Zitronenblüten
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2021
- Produktionsland:
- Spanien | Luxemburg
- Zusatzinfo:
- Mit Elia Galera, Eva Martín, Tommy Schlesser, Marilú Marini, Hoji Fortuna
- Regie:
- Benito Zambrano
- Länge:
- 118 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 29. Dezember 2022