Causa Til Schweiger: Constantin-Chef bestätigt Tätlichkeit am Set
"Der Spiegel" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe davon, wie Regisseur Til Schweiger am Set seiner Filme ausfallend gegenüber Mitarbeitenden geworden sein soll. Constantin-Chef Martin Moszkowicz hat nun bestätigt, dass es 2022 zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen ist.
Es sind schwere Vorwürfe, von denen "Der Spiegel" berichtet. Til Schweiger sei mehrfach betrunken am Set erschienen. Einen Mitarbeiter soll er geschlagen haben. Eine junge Frau sei genötigt worden, sich zu entblößen. Eine andere Mitarbeiterin sei auf ein marodes Dach gestiegen und dann in die Tiefe gestürzt, wobei sie sich schwer verletzt habe. Alles, damit Schweiger nicht ausraste.
Constantin Film bestätigt "bedauerliche Vorfälle"
Stimmt alles so nicht, ließ Til Schweiger über seine Anwälte ausrichten. Auch Constantin Film dementierte zunächst die Vorwürfe - nun gab der Chef der Produktionsfirma Martin Moszkowicz in einem Interview mit der "FAZ" zu, dass Schweiger tatsächlich einen Mitarbeiter am Set von "Manta Manta - Zwoter Teil" tätlich angegriffen haben soll: "Vor den Dreharbeiten am 21. Juli 2022 ist Til Schweiger - augenscheinlich stark alkoholisiert - von einem Mitarbeiter der Constantin Film daran gehindert worden, mit der Arbeit am Drehort zu beginnen. In der anschließenden Auseinandersetzung kam es zu einer Tätlichkeit." Schweiger sei daraufhin abgemahnt und die Dreharbeiten an dem Tag unterbrochen worden, so Moszkowicz.
Jetzt wird diskutiert, ob es einen Kodex braucht, dass Produktionen, die Fördergelder erhalten, verbindlich versprechen müssen, dass an ihren Sets eine produktive und angemessene Atmosphäre herrscht.
MOIN Filmförderung: "Wohlverhalten" am Set vertraglich festgehalten
Gibt es bei uns schon, sagt Helge Albers von der MOIN Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein: "Wir haben das zum Bestandteil der Verträge mit unseren Antragsstellern gemacht. Sie verpflichten sich uns gegenüber dazu, Wohlverhalten und rechtliche Regeln in Bezug auf ihre Teams und Crews einzuhalten."
Die MOIN hat in der Vergangenheit immer wieder auch Til-Schweiger-Filme gefördert. Fast 2,6 Millionen Euro seit 2014. Dafür habe er das Fünffache dann auch wieder in Hamburg und Schleswig-Holstein investiert, zum Beispiel für lokale Mitarbeiter oder Equipment.
Schlechte Arbeitsbedingungen an deutschen Filmsets
Dass die Bedingungen an deutschen Filmsets schlecht sind, das sei nicht neu, sagt Schauspielerin Nora Tschirner bei Instagram: "Ich hab da kein Bock mehr drauf. Das ist für jeden in der Branche seit Jahrzehnten ein offenes Geheimnis, dass diese Zustände herrschen."
Sie hat selbst "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" mit Til Schweiger gedreht, habe dabei aber keine schlechten Erfahrungen mit dem Star gemacht. Aus dem Bereich der Produzenten gibt es wenig Rückmeldung zum Thema. Auf Anfrage des Norddeutschen Rundfunks (NDR) sagen mehrere, dass sie sich nicht äußern wollen.
Der Interessenverband Produzentenallianz teilt schriftlich mit, dass man die Vorwürfe ernst nehme, aber: "Geringere Budgets bei gestiegenen Ansprüchen führen zu Arbeitsverdichtung und immer weniger Drehtagen pro Produktion. Wenn die beschriebenen Probleme bei der Wurzel gepackt werden sollen, dann ist auch der Umstand sinkender Finanzierungen der Produktionen zu thematisieren."
Keine Konsequenzen für Til Schweiger?
Die Verhältnisse, wie sie im "Spiegel"-Artikel über das Set von Til Schweiger beschrieben werden, sind authentisch, sagt die Gewerkschaft ver.di. Es hätten sich viele an "Manta Manta - Zwoter Teil"-Beteiligte gemeldet, sagt Matthias von Fintel von ver.di.
Er verweist auf den gültigen Tarifvertrag für Film- und Fernsehschaffende, der vieles regele, und fordert Auftraggeber auf, noch genauer hinzusehen: "Das heißt, wenn ein Wandel kommen soll, dann müssen sich auch die Auftraggeber und die Filmförderer dafür verantwortlich fühlen, welche Arbeitsbedingungen an den Sets stattfinden."
Konkrete Konsequenzen sind derzeit für Til Schweiger nicht absehbar. "Manta Manta - Zwoter Teil" ist sein erfolgreichster Film seit Jahren. Das dürfte viele Geldgeber darin bestärken, es mit den bereits bestehenden Regeln auch weiterhin nicht so genau zu nehmen.