Angelica Domröse: Schauspielerin zwischen Film und Theater
Angelica Domröse war eine der bekanntesten Schauspielerinnen der DDR und spielte nach dem Gang in die BRD auch in großen westdeutschen Fernsehproduktionen. In den vergangenen Jahren hat sie sich weitgehend zurückgezogen.
Wenn von Angelica Domröse die Rede ist, dann geht es ohne Umwege auch sofort um Paula - um die starke, selbstbewusste Frau aus dem DEFA-Spielfilm "Die Legende von Paul und Paula" aus dem Jahr 1973. Doch es ist bei weitem nicht nur dieser Film. Wer sich die Karriere der Schauspielerin anschaut, entdeckt eine ungemein vielseitige Künstlerin zwischen Film und Theater, die sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik Erfolge feierte.
Zwischen ihrer ersten Filmrolle in "Verwirrung der Liebe" (1958) und ihrem bislang letzten Auftritt in dem Film "Bis zum Horizont, dann links" (2012) liegen mehr als fünf Jahrzehnte. Schon als 17-jähriges Mädchen stand Angelica Domröse das erste Mal vor einer Filmkamera. Was danach folgte, gleicht einer Bildbuchkarriere. "Ein 17-jähriges Mädchen, das als Laie einen Film macht, dann studieren darf, zum Berliner Ensemble kommt, an der Volksbühne Theater macht und nebenbei ihre Filme - da ist auch schon eine Portion Glück dabei", sagt die Schauspielerin.
"Die Legende von Paul und Paula": Heute ein Klassiker
Glück hatte sie nicht zuletzt mit "Die Legende von Paul und Paula": "Dass ich mit einer großen Selbsteinschätzung behauptet habe, das ist meine Rolle. Obwohl ich schon älter war, als die Rolle das verlangt hat", sagt Angelica Domröse. "Andererseits braucht diese Rolle auch ein gewisses Handwerk." Nach Jahrzehnten findet diese unangepasste Liebesgeschichte im real existierenden Sozialismus nach dem wunderbaren Drehbuch von Ulrich Plenzdorf immer noch und immer wieder neu ihr Publikum.
Dabei hat die gebürtige Berlinerin, wenn sie an ihre Lieblingsrolle denkt, einen ganz anderen Film im Sinn: "Mein Lieblingsfilm heißt 'Hanna von acht bis acht'", sagt die Schauspielerin. "Das ist ein Fernsehfilm, der zu wenig gewürdigt wurde. Ein außergewöhnlich guter Film, der auch auf der großen Filmleinwand bestehen würde. Im "Hanna von acht bis acht" spielt Angelica Domröse eine Barfrau, die sich vor allem um ihre Gäste und deren Sorgen kümmert. Der Film wurde 1983 in Westdeutschland produziert - drei Jahre zuvor hatte die Schauspielerin mit ihrem Ehemann Hilmar Thate die DDR verlassen - wie viele andere Künstler nach der Biermann-Affäre.
Angelica Domröse: Große Rollen an großen Theatern
Im Westen kamen zwar nicht unbedingt die ganz großen Filmrollen, aber an den Theatern, beispielsweise in Hamburg, Bochum, Stuttgart und Wien konnte Domröse überzeugen. Vor allem die Zusammenarbeit mit George Tabori - mit dem sie das Stück "Stalin" von Gaston Salvatore in Wien inszeniert hat - ist ihr in Erinnerung geblieben. "Eine unheimliche dichte Geschichte von Macht und Kunst. Das habe ich mit Hilmar Thate gespielt. George Tabori bot uns dieses Stück an, ging davon aus, dass wir dieses Stück nicht kennen - wir kannten es aber", erzählt Angelica Domröse. Ihr habt zusammen "Virginia Woolf" gespielt, dann könnt Ihr auch "Stalin" spielen, habe George Tabori gemeint. "Da sind mir Türen aufgegangen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie noch aufgehen können."
In den vergangenen Jahren hat sich die Schauspielerin weitgehend vom Film - und vom Theater zurückgezogen, erst recht nachdem 2016 ih Mann Hilmar Thate gestorben ist. So steht in der Vita von Angelica Domröse als bislang letzter Film der wunderschöne Titel "Bis zum Horizont, dann links".
Zum 80. Geburtstag zeigt der MDR am 4. April ab 22.25 Uhr den DEFA-Film "Die Legende von Paul und Paula".