Konzert
Sonntag, 22. September 2024, 21:30 bis
00:00 Uhr
Ein Antikriegs-Werk voller Spiritualität und, ja, auch Vogelstimmen ist das "Quatuor pour la fin du temps" ("Quartett für das Ende der Zeit") von Olivier Messiaen. Es gilt als kammermusikalisches Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts. Uraufgeführt wurde es mitten im Zweiten Weltkrieg unter dramatischen Umständen in einem Lager in der Nähe von Görlitz. Der Komponist war dort als französischer Kriegsgefangener interniert. Er spielte selbst Klavier; Violine, Violoncello und Klarinette waren die einzig anderen verfügbaren Instrumente. Später sagte Messiaen: "Nie wieder hatte man mir mit solcher Aufmerksamkeit und solchem Verständnis zugehört wie damals."
Zusammentreffen von Preisträgern
"Das Quartett für das Ende der Zeit" stand in der Aula der Greifswalder Universität am 4. Juli 2024 im Mittelpunkt, obwohl es erst am Ende des Abends erklang. Das Trio Karénine und Carlos Ferreira waren dafür aus Paris nach Vorpommern gekommen. Greifswald liegt geografisch zwar nördlicher als Görlitz, aber auch in deutsch-polnischer Grenznähe. Der portugiesische Klarinettist Carlos Ferreira erspielte sich im Jahr 2021 den Solistenpreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Das Trio Karénine hatte 2015 den Ensemblepreis gewonnen. In diesem Sommer wurden die Musikerinnen und Musiker noch einmal gemeinsam eingeladen, um Messiaens anspruchsvolles Werk aufzuführen.
Walter Rabl - nicht nur von Brahms verehrt
Mit dem Quartett Es-Dur von Walter Rabl konnte das Publikum sich im ersten Teil des Konzerts schon mal in diese ungewöhnliche kammermusikalischen Besetzung hineinhören: Klavier, Streicher und Klarinette. Das selten gespielte Werk hatte 1896 den 1. Preis der Wiener Tonkünstler erhalten, in einem Kompositionswettbewerb, bei dem auch Johannes Brahms als Juror mitwirkte. Der 23-jährige Rabl verehrte Brahms und widmete ihm das Quartett. Brahms wiederum förderte den jungen Komponisten, indem er ihm seinem Verleger empfahl. Rabls Quartett ist das erste überlieferte musikalische Werk in dieser Besetzung.
Robert Schumann und die Schönheit des Kontrapunktes
Mit Studien in kanonischer Form von Robert Schumann eröffnete das Trio Karénine den Konzertabend in der Greifswalder Aula. Das französische Klaviertrio ist Preisträger verschiedener Wettbewerbe und bekannt für seine musikalische Authentizität sowie für sein besonders lebendiges Spiel. Schumanns Studien gehören zum festen Repertoire des Trios, sagt der Cellist Louis Rodde: "Ein faszinierendes Stück. Man kann wirklich das ganze Erbe Bachs in der Komposition spüren und den Kontrapunkt in den Kanons hören!"