ARD Radiofestival 2023 - Konzert
Samstag, 09. September 2023, 20:00 bis
00:00 Uhr
Es ist das Musikfest schlechthin: die "Last Night of the Proms". Im vergangenen Jahr musste sie wegen des Todes von Queen Elizabeth II. ausfallen. Doch in diesem Jahr bebte das Parkett der Royal Albert Hall wieder, als die "Prommers" zur Musik von Elgar, Arne und Parry mitwippten und Fahnen schwenkten.
Stargäste waren diesmal die norwegische Sopranistin Lise Davidsen und der britische Cellist Sheku Kanneh-Mason. Nach 2013 und 2015 dirigierte die US-Amerikanerin Marin Alsop zum dritten Mal die Last Night. Ein Saison-Finale, das schwungvoller nicht hätte sein können.
Moderation: Philipp Schmid und Franziska von Busse
Philipp Schmid moderierte aus London und hatte vorher auf NDR Kultur schon einige Einblicke gegeben:
Das ist seit langer Zeit die erste "Last Night of the Proms", die wieder wie gewohnt ablaufen wird. Auf was dürfen wir uns besonders freuen?
Philipp Schmid: Ich glaube, das Publikum freut sich vor allem darauf, wieder feiern zu dürfen und gemeinsamen in der Halle sein zu dürfen: Letztes Jahr ist die Queen zwei Tage vor der "Last Night" gestorben, das Jahr davor fand sie nahezu ohne internationale Gäste, mit wenig Publikum, mit großem Abstand auf der Bühne statt und 2020 war überhaupt kein Publikum in der Halle. Da haben nur einzelne Musiker und vereinzelte Sänger gespielt, ein ganz abgespecktes Programm.
Heute wird wieder richtig mitgesungen, Fahnen geschwungen, mitgetrötet, die Choreografie gemacht. Die freuen sich natürlich auf diese Crowdpleaser, aber auch auf ganz ruhige Momente. Es wird eine Erinnerung an die Krönung von Charles geben mit zwei Stücken, die dort aufgeführt wurden. Es gibt ganz moderne, neue Stücke. Es gibt Vieles zu entdecken, aber auch Vieles zum Mitfeiern. So, wie man sich das gewünscht hat und so, wie es 2019 zum letzten Mal war.
Wirst du auch fähnchenschwingend mitfeiern und mittröten?
Schmid: Natürlich! Ich habe mir schon ein entsprechendes kleines Outfit rausgesucht. Allerdings ist es heute sehr warm. Es sollen 32 Grad werden, das ist ungewöhnlich für London. Das ist ja das Schöne bei den Proms: Da kommen Menschen in Flip-Flops und Shorts direkt von der Arbeit zu den Konzerten und manche kommen im Union-Jack-Anzug. Manche kommen als englischer Ritter verkleidet und haben einfach großen Spaß. In der Halle sind über 6.000 Menschen auf den vielen Stockwerken und man kann eine Stecknadel fallen hören. Die haben einfach großen Spaß und freuen sich, dass es heute endlich wieder losgeht.
Wen werden denn die Menschen zu sehen bekommen? Wer sind die Solisten, die auf der Bühne stehen?
Schmid: Ganz besonders freuen kann man sich auf Lise Davidsen, norwegische Sängerin, mit Wagner, Mascagni und Verdi, aber auch mit Villa-Lobos. Dann ist der Cellist Sheku Kanneh-Mason dabei. Er ist gerade mal 24 Jahre alt und vor allem bekannt geworden, weil er auf der Hochzeit von Harry und Meghan gespielt hat. Er ist auch ein Klassik-Superstar mittlerweile - der erste Cellist, der mit seinem Album in den Top Ten der britischen Pop-Charts war. Die Dirigentin ist Marin Alsop aus den USA, unter anderem eine Schülerin von Leonard Bernstein. Sie hat großen Spaß hat an diesem Spaß und dirigiert schon zum dritten Mal eine "Last Night of the Proms". Natürlich dabei sind auch die BBC Singers, der BBC Symphony Chorus und das Symphony Orchestra.
Wie sieht es aus, wenn du von da moderierst? Wie können wir uns das vorstellen?
Schmid: Ich bin dieses Jahr an einem neuen Platz; das wird eine Loge sein. In der Royal Albert Hall gibt es ganz hoch oben eine Galerie, dann mehrere Stockwerke mit Logen, Sitzrängen, dann wieder Logen und dann wieder Sitzränge - und unten die Stehplätze. Relativ weit unten gibt es kleine Logen, die ich mir teile mit Radiokollegen aus Lettland, aus den Niederlanden und aus Estland. Jeder hat seinen eigenen Kopfhörer, jeder hat sein eigenes Fähnchen, hoffe ich, dabei und jeder wird von da kommentieren. Da freue ich mich schon sehr drauf.
Ich spreche nachher noch mit den Präsentatoren von der BBC und mit einem Geiger, der in Rente geht. Er hat viele Jahre im BBC Symphony Orchestra gespielt und spielt heute sein allerletztes Konzert. Wie schöner könnte das sein, als mit einer "Last Night" zu enden, am Ende mit "Auld Lang Syne", einem Stück vom Abschiednehmen und vom sich hoffentlich Wiedersehen.
Es ist ja noch ein bisschen Zeit, bevor es losgeht. Wie verbringst du den Tag in London?
Schmid: Ich gehe um elf ungefähr dahin. Dann bekommt man alles gezeigt, wie das technisch abläuft. Dann mache ich ein paar Gespräche, Probe ist von 14 bis 17 Uhr. Die ist auch sehr begehrt. Da werden diese bekannten Stücke nur angespielt. Man freut sich auch auf die Nationalhymne: "God Save the King" zum ersten Mal bei einer "Last Night". Dann gibt es noch ein kleines Essen. Ich habe gesehen, es gibt einen Coronation-Sandwich im Bistro der Royal Albert Hall. Um 20 Uhr deutscher Zeit geht es los.
Das Gespräch führte Julia Westlake.