Schauspielerin Angela Winkler wird 80 Jahre alt
Sie ist eine der größten deutschen Schauspielerinnen. Als Mutter von Oskar Matzerath in "Die Blechtrommel" und als "Katharina Blum" erlangte sie Weltruhm - und sie ist eine große Chansonnière: Angela Winker. Am Montag wurde sie 80 Jahre alt.
Wer Angela Winkler auf der Bühne erlebt, dem fällt sofort auf: Sie spielt nicht, sie ist, sie verkörpert. Mit ihrer hohen, leicht flatternden Stimme macht sie jede Rolle zu sich selbst. Wie 2003 als "Mutter Courage". Ein Kritiker schwärmte damals: "Im Theater der Wahrhaftigkeit des Peter Zadek ist die phänomenale Angela Winkler die ungekrönte Königin."
Heinrich Böll schlägt Winkler für Rolle der Katharina Blum vor
Wie eine Bildhauerin meißelt sie sich selbst frei, nachdem sie sich erst mit Fantasie und eigenem Erleben angefüttert hat. Wie 2021 in "Eurotrash" an der Berliner Schaubühne neben Joachim Meyerhoff. Ihre Sprache tastet sich, scheinbar unsicher, voran, wie durch schwere Luft - dahinter ahnt man ihre große Kraft. Damals, als sie noch in Castrop-Rauxel spielte, mit Mitte 20, sah Heinrich Böll sie auf der Bühne. "Da hat er mir gesagt: ich sei die netteste Fehlbesetzung", erzählt Winkler. "Dann hat er mich aber Volker Schlöndorff vorgeschlagen, dass er in Castrop-Rauxel so 'ne junge Schauspielerin gesehen hat" - und die könne doch die Katharina Blum spielen.
"Die Blechtrommel" macht Winkler weltberühmt
Weltbekannt wurde Winkler 1979 als Mutter von Oskar Matzerath in Volker Schlöndorffs oscarprämierter Film-Adaption von "Die Blechtrommel" von Günther Grass, an der Seite von Mario Adorf. Angela Winkler arbeitet mit den größten Regisseuren, ob mit Peter Stein, mit Klaus Michael Grüber, mit Bob Wilson. "Wenn ich auf der Bühne bin, habe ich keine Angst", sagt Winkler.
Winkler ist auch eine große Chansonnière
Und sie singt zum Herzerweichen schön, als wäre Musik ihre natürlichste Sprache überhaupt. In "Cabaret" am Hansa-Theater an der Seite von Peter Franke - minutenlanger Szenenapplaus. Und wenn man ihr mal einen Preis verleiht, wie 2019 den Deutschen Schauspielpreis, dann steht sie da mit einem Ungetüm von Ding, dem Preispokal, in der Hand, scheinbar kindlich verwirrt lächelnd, und sagt, mit unschlagbarem Humor: "Naja, schön isser nicht."
Über die Flüchtigkeit des Theaters macht sie sich keine Illusion. Aber manchmal ist ein Gedanke, ein Lächeln dauerhafter als harter Stein. Angela Winkler ist ein Naturereignis, der man alles glaubt.