Ein Mann steht mit Gitarre auf der Bühne und lacht in die Kamera. © IMAGO / Avalon.red
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Ein Mann steht mit Gitarre auf der Bühne und lacht in die Kamera. © IMAGO / Avalon.red
AUDIO: Nile Rodgers: Erfinder des queeren Disco-Pops spielt in Hamburg (4 Min)

Nile Rodgers: Erfinder des queeren Disco-Pops spielt in Hamburg

Stand: 31.07.2023 10:40 Uhr

Er prägte die Disco-Ära und produziert noch heute für Madonna, David Bowie, Mick Jagger, Duran Duran, Daft Punk oder Pharell Williams. Heute tritt Nile Rodgers mit seiner Band Chic im Hamburger Stadtpark auf.

von Mischa Kreiskott

Obwohl sie oft im Schatten stehen, sind sie Lichtgestalten der Musik: Produzenten wie Quincy Jones, der den Sound von Michael Jackson erfunden hat, Rick Rubin der Musik von Country bis Hip Hop geprägt hat oder George Martin, der geholfen hat, die Beatles auf den Weg zu bringen. Eine dieser Legenden ist nicht so präsent im allgemeinen Musikwissen: Nile Rodgers - Produzent, Rhythmusgitarrist und Gründer der Disco Band Chic.

Ein Virtuose an der Rhythmusgitarre

Es schickelt und schackelt es grooved und bebt. Nile Rodgers ist Rhythmusgitarrist. Nile Rodgers ist DER Rhythmusgitarrist. Seit über 50 Jahren ist er ein Virtuose als Begleitmusiker. Und er zeigt damit, was die elektrische Gitarre am besten kann: Sie hat die Kantigkeit und Energie eines Schlaginstruments und spielt gleichzeitig vertrackte Harmonien. Wer will schon minutenlange Gitarrensoli hören?

Wie Jazz spielen, den er liebt, wie die Clubs pulsieren lassen, in denen er lebt, und wie gleichzeitig mit Chart-Hits Geld verdienen, das man zum Leben braucht? Lange findet Nile Rodgers keine Antwort auf diese Fragen. Bis er in der schwitzigen Atmosphäre der New Yorker Garagen- und Underground-Clubs die Antwort findet: Bei den illegalen Parties des latino-weiß-schwarzen schwul-trans-gemischten Publikums erspürt er eine Musik, die alles vereint: Komplexität, Pop-Appeal, Funk und R'n'B. Lange bevor der Genrebegriff "Disco" auf der Musik von Nile Rodgers Band Chic klebte, wusste er: Hier ist ein Sog, der viele anzieht und niemanden ausgrenzt.

Die Band Chic und die Disco-Ära

Endlich habe er gewusst, wo er hingehöre, wo er seine verkopften Jazz-Akkorde mit Melodien verbinden könne, die sich sofort festsetzen. Fachbegriff: "Catchy Hooks". Der erste Song des Reißbrettbandprojekts Chic wird 1977 Everybody Dance" - und alle tanzen! Dieser Klang, dieser Beat fasst den Geist der 70er-Jahre zusammen. Da ist das Sich-frei-Entfalten der Hippies, die sexuelle Revolution, die vorerst überwunden geglaubten Rassenkonflikte. Chic und die Disco-Ära bilden einen utopistischen Entwurf, in einer eigentlich krisenhaften Zeit:

"In den USA waren wir mitten in einer gewaltigen Wirtschaftsflaute", erinnert sich Nile Rodgers. Ölkrise, Rezession, er und die Band hätten sich damals gefragt: Wann sind die Aussichten schon einmal so düster gewesen? Natürlich! In den 20er-Jahren. In den Zeiten der großen Depression. Die schillernde Discophase der späten 70er schließt direkt an die "Roaring 20th" an.

Rodgers schrieb die großen Hymnen der Homosexuellen

Nile Rodgers wuchs auf in den feuchten Matratzenlagern der Hippie-WGs von New York, LA und San Francisco. Seine Teenager-Jahre waren der Inbegriff von Freiheit. Auch wenn er, soweit das bekannt ist, Beziehungen mit Frauen pflegt. Die großen Hymnen der Homosexuellen, die noch heute bei queeren Partys gefeiert werden, schrieb er: "We are Family" für die Band Sister Sledge - oder "I'm Coming out" - der Signature-Hit von Disco-Star-Diana Ross, wobei sie wohl 1980 nicht so ganz genau wusste, auf was sie sich da einließ. Ein queeres Lied? Ob er ihre Karriere ruinieren wolle? Fragte Diana Ross nach Beratung mit ihrem Management. Nicht ein weiteres Mal in seiner Karriere, erinnert sich Nile Rodgers, habe er eine Künstlerin so angelogen: "Liebes, schwules Lied? Wo denkst Du denn hin?"

Die Disco-Ära war kurz und glitzernd. Nile Rodgers und sein knackiger, urfunk Gitarrenklang bleiben, er produziert für Madonna, David Bowie, Mick Jagger oder Duran Duran. Zeitweise ist Nile Rodgers eine Erfolgsgarantie - Hitmaker, nennt er seine Fender Stratocaster. Sogar noch 2013, mit 60, landet er weltweit in den Top Ten. Mit Daft Punk und Pharell Williams. Zu dieser Zeit kämpft Nile Rodgers gegen eine tödliche Krebserkrakung, der Song hat auf ihn wie ein Heilzauber gewirkt: "Get Lucky!" Werde Glücklich!

Nile Rodgers: Erfinder des queeren Disco-Pops spielt in Hamburg

Er produziert für Madonna, David Bowie, Mick Jagger oder Duran Duran. Heute tritt Nile Rodgers mit seiner Band Chic im Hamburger Stadtpark auf.

Datum:
Ende:
Ort:
Stadtpark Hamburg
Saarlandstraße 71
22303 Hamburg
Kartenverkauf:
https://www.eventim.de/event/nile-rodgers-chic-stadtpark-open-air-16793929/
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 31.07.2023 | 06:40 Uhr

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Rock und Pop

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