Hannover: Blasmusik, Tote-Hosen-Hits und Satire begeistern Publikum
Als "kulturelle Zumutung" war das ungewöhnliche Zusammentreffen von Künstlern aus dem Rheinland und Bayern angesagt: Die Toten Hosen spielen Hackbrett und Zither, die drei Volksmusik-Brüder Well blasen Trompeten und der Satiriker Gerhard Polt macht diese Gaudi nur zu gerne mit: Die begeisterten Fans am Sonntagabend in Hannover feierten einen ausgelassenen Abend.
Die Toten Hosen und die Well-Brüder Stofferl, Karl und Michael begrüßten das Publikum beim Open-Air-Auftritt in der Parkbühne von Hannover unter heiterem Himmel mit den Worten "Wir sind hier, um uns zu entschuldigen..." - sofort stimmte die Chemie zwischen den ungleichen Musikern und ihren Fans.
Freundschaft zwischen Toten Hosen und Well-Brüdern begann 1986
Die ungleiche Freundschaft entstand bereits 1986 in Wackersdorf: Beim legendären Anti-WAAhnsinns-Festival gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage trafen die Hosen einst auf die Well-Brüder. Für die Rheinländer war klar: Diese Bajuwaren sind Punks mit anderen Mitteln. Stofferl und Breiti von den Wells und Hosen betonen die Gemeinsamkeiten:
"Der gemeinsame Nenner ist das anarchistische Nixscheißerte, was uns zu Punks macht und die Toten Hosen zu Volksmusikern", so Stofferl. Breiti fügt hinzu: "Wie der Stofferl schon sagt: Unsere Inhalte sind oft dieselben, aber die Ausdrucksformen sind verschieden - und die versuchen wir mit mehr oder weniger Erfolg zusammen zu bringen."
Kulturelle Annäherungen gelingen auf äußerst humorvolle Weise
Diese kulturellen Annäherungen gelingen auf äußerst humorvolle Weise. Sie selber nennen ihre Zusammenarbeit eine "kulturelle Zumutung". Das ist sie zumindest in puncto sprachlicher Barriere, denn Gerhard Polt nimmt nur wenig Rücksicht auf etwaige Verständnisschwierigkeiten der Nordlichter. So muss man schon genau hinhören, um die auf "bergdeutsch" vorgetragene Satire zu verstehen. Doch ob in der Rolle als indischer Pfarrer, Tiroler Tourismusmanager oder einfach als hinterwäldlerischer Grantler - der mittlerweile 81 Jahre alte Kabarettist erreichte das bunte Publikum in Hannover wie schon vor wenigen Tagen in Hamburg.
Polt: "Man soll nicht kontrollieren, ob einer lacht, sondern ob er Bier trinkt"
In Berlin übrigens hatte das skurrile Package vor wenigen Tagen hohen Besuch: Bundespräsident Frank Walter Steinmeier war zu diesem kulturellen Austausch in den Admiralspalast gekommen, um die Hosen, die Well-Brüder und Polt zu erleben. Hat auch er sich amüsiert wie das Publikum am Maschsee? "Ich vermute, dass der Steinmeier unsere Form des Auftretens durchaus sich aneignen konnte", sagt Polt. "Man soll nicht kontrollieren, ob einer lacht, sondern ob er Bier trinkt."
In Hannover wurde jedenfalls reichlich gelacht, getrunken und gesungen! Die Punkrockfans waren natürlich textsicher und grölten lautstark Hosen-Hits bis zur Zugabe "You'll Never Walk Alone".