Verlag Edition Helden will mit "leichten" Comics Leseeinstieg erleichtern
Martina Streble hat den Verlag Edition Helden gegründet, der mit Comics lesefaulen Kindern Lust aufs Lesen machen will. Bisher hat der Verlag acht Bücher veröffentlicht.
Leicht lesbare Schrift, wenig Texte, viele coole Bilder: Es sind spannende Comic-Geschichten, bei denen man wissen will, wie es weitergeht. Das verspricht der Verlag Edition Helden. Gründerin Martina Streble ist Buchhändlerin, studierte Buchwissenschaftlerin und arbeitet schon lange im Verlagswesen. Aber die Idee für Edition Helden ist direkt von ihrem Alltag inspiriert: "Motiviert, den Verlag zu gründen, hat mich vor allem das Erlebnis mit meinem Sohn. Der hat sehr schnell in der Schule lesen gelernt, aber wollte immer nur Bilderbücher anschauen und vorgelesen bekommen, doch nie selber lesen. Irgendwann habe ich es mal mit einem Comic ausprobiert. Den hat er verschlungen und wollte mehr. Das war so ein Aha-Erlebnis. Ich hatte das Problem, dass ich einfach nichts gefunden habe, was ähnlich war, was groß genug gedruckt war. Dann dachte ich, es gibt hier eine Lücke, die ich stopfen kann."
Bisher nur Comics aus dem Ausland
Edition Helden hat seit der Gründung im Jahr 2022 acht Bücher veröffentlicht, manche sogar schon in Fortsetzung. Und alle sprechen unterschiedliche Altersgruppen an. "Alex und die Monster" zum Beispiel ist für Kinder ab sieben Jahren gedacht: "Alex ist ein sehr lustiger, aber auch etwas chaotischer Charakter", erzählt Streble. "Er hasst aufräumen, vergisst seine Hausaufgaben und wichtige Termine sowieso. Doch dann bekommt er von einer netten Bibliothekarin ein Kuscheltier geschenkt, liest ihm vor und stellt fest, dass es auf einmal zum Leben erwacht und sich als Mr. Flat vorstellt."
Ein weiterer Held des Verlages ist Timothy Top, ausgezeichnet mit dem Lesekompass 2023. Timothy, einen ökologisch engagierten Anti-Helden, dem eine Superkraft anvertraut wird, um die Natur zu schützen, muss man einfach sofort mögen! Seine Abenteuer sind schön und reduziert gezeichnet. Es sind stimmungsvolle Bilder, nicht zu bunt oder detailversessen - obwohl es auch beim zweiten Mal lesen immer noch was zu entdecken gibt!
Die Abenteuer von Alex, Timothy und Co. kommen alle aus Frankreich, Italien oder Schweden, denn bei unseren europäischen Nachbarn gibt es offenbar die interessanteren Comics für Leseanfängerinnen und -anfänger. Im Herbst dieses Jahres erscheint nun der erste deutsche Comic, erzählt Martina Streble: "Das, was ich bisher veröffentlicht habe, sind ja alles Lizenzen, die wir übersetzt haben. Wir machen jetzt das erste Buch selbst. Das ist eine wesentlich größere Herausforderung. Autoren und Illustratoren muss man koordinieren und die Geschichte muss stimmen. Das ist auch schön, weil man viel mehr gestalten kann."
Auch Heldinnen im Angebot
Streble leistet Pionierarbeit: Neben einem Seminarangebot für Eltern zur Förderung der Lesekompetenz, geht Streble auch in die Schulen, wo sie Seminare für Lehrkräfte anbietet. Und es gibt eine Kooperation mit der Leselern-App "Antolin".
Der Verlagsname Edition Helden drängt natürlich die Frage nach den Heldinnen auf. Zumal es eine sehr erfolgreiche Heldin im Angebot gibt: "Unsere Heldin Enola ist Tierärztin. Aber nicht irgendeine, sondern für fantastische Tiere. Ihr neuester Patient ist ein Wasserspeier, der dummerweise Leute anspuckt."
Die zwölfjährige Emma hat testgelesen und findet Enola super - wenn man sie etwas kennengelernt hat: "Die Geschichte war spannend und cool, und es hat Spaß gemacht zu lesen. Aber am Anfang versteht man nicht so richtig, was los ist. Aber wenn man die ersten paar Seiten gelesen hat, dann wird es richtig toll und spannend."
Damit sich auch Heldinnen wie Enola und ihre Leserinnen-Fangemeinde im Verlagsnamen Edition Helden wiederfinden, ist im Logo ein Augenpaar hinter einer Brille mit langen Wimpern zu sehen, erzählt Verlagschefin Streble. Wobei zu hoffen ist, dass alle Leserinnen und Leser irgendwann lange Wimpern tragen - wenn sie es wollen.
Und wenn die Comics des Verlages weiterhin so erfolgreich sind und die Helden und Heldinnen der Geschichten weiterhin große Leselust wecken, dann wird Edition Helden vielleicht selbst zu einer Heldinnen-Geschichte. Und Lesen ist ja eigentlich sowieso eine Superkraft!